Solarer Wasserstoff: Photoanoden aus α-SnWO4 versprechen hohe Wirkungsgrade

TEM-Aufnahme einer &alpha;-SnWO<sub>4 </sub>D&uuml;nnschicht (pink), die mit 20 nm NiO<sub>x</sub> (gr&uuml;n) beschichtet wurde. An der Grenzfl&auml;che bildet sich eine weitere extrem d&uuml;nne Schicht.

TEM-Aufnahme einer α-SnWO4 Dünnschicht (pink), die mit 20 nm NiOx (grün) beschichtet wurde. An der Grenzfläche bildet sich eine weitere extrem dünne Schicht. © HZB

Photoanoden aus Metalloxiden gelten als praktikable Lösung für die Erzeugung von Wasserstoff mit Sonnenlicht. So besitzt α-SnWO4 optimale elektronische Eigenschaften für die photoelektrochemische Wasserspaltung, korrodiert jedoch rasch. Schutzschichten aus Nickeloxid können die Korrosion verhindern, reduzieren jedoch die Photospannung und damit den Wirkungsgrad. Nun hat ein Team am HZB an der Synchrotronquelle BESSY II untersucht, was an der Grenzfläche zwischen der Photoanode und der Schutzschicht genau passiert. Kombiniert mit theoretischen Methoden deuten die Messdaten darauf hin, dass sich dort eine Oxidschicht bildet, die den Wirkungsgrad der Photoanode beeinträchtigt.

Wasserstoff ist ein wichtiger Faktor in einem nachhaltigen Energiesystem. Das Gas speichert Energie in chemischer Form und kann auf vielfältige Weise genutzt werden: als Kraftstoff, als Ausgangsstoff für andere Brennstoffe und Chemikalien oder auch zur Stromerzeugung in Brennstoffzellen. Wasserstoff lässt sich klimaneutral  durch die elektrochemische Spaltung von Wasser mit Sonnenlicht erzeugen. Die nötige Photospannung und Photostrom liefern geeignete Photoelektroden unter Lichteinfall, die im Wasser stabil bleiben. Einige Metalloxidverbindungen erfüllen diese Vorraussetzungen. So erreichen solare Wasserspalter mit Wismut-Vanadat (BiVO4)-Photoelektroden bereits heute Wirkungsgrade (Solar-to-Hydrogen) von etwa 8 % , was nahe am theoretischen Maximum des Materials liegt (9 %). Um Wirkungsgrade jenseits der 9 % zu erreichen, werden neue Materialien mit einer kleineren Bandlücke benötigt.

α-SnWO4 : Theoretisch bis 20 % Wirkungsgrad möglich

Das Metalloxid α-SnWO4 hat eine Bandlücke von 1,9 eV, die sich perfekt für die photoelektrochemische Wasserspaltung eignet. Theoretisch könnte eine Photoanode aus diesem Material um die 20 % des eingestrahlten Sonnenlichts in chemische Energie, gespeichert in Form von Wasserstoff, umwandeln. Leider zersetzt sich die Verbindung in wässriger Umgebung sehr schnell.

Schutzschicht reduziert die Photospannung

Dünne Schichten aus Nickeloxid (NiOx) können die α-SnWO4-Photoanode vor Korrosion schützen. Dabei wurde jedoch auch festgestellt, dass sie die Photospannung deutlich reduzieren. Um zu verstehen, warum dies der Fall ist, hat ein Team um Dr. Fatwa Abdi am HZB-Institut für Solare Brennstoffe die α-SnWO4/NiOx-Grenzfläche an BESSY II im Detail analysiert.

HAXPES-Messung an BESSY II

"Wir haben Proben mit unterschiedlichen NiOx-Dicken mit harter Röntgen-Photoelektronenspektroskopie (HAXPES) an BESSY II untersucht und die Messdaten mit Ergebnissen aus Berechnungen und Simulationen interpretiert", sagt Patrick Schnell, Erstautor der Studie und Doktorand in der HI-SCORE International Research School am HZB. "Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich an der Grenzfläche eine dünne Oxidschicht bildet, die die Photospannung reduziert", erklärt Dr. Fatwa Abdi.

Ausblick: Schutzschicht ohne Nachteile

Insgesamt liefert die Studie grundlegende neue Erkenntnisse über die komplexe Natur von Grenzflächen in Metalloxid-basierten Photoelektroden. "Diese Einblicke sind sehr hilfreich für die Entwicklung kostengünstiger, skalierbarer Metalloxid-Photoelektroden", sagt Abdi. α-SnWO4 ist in dieser Hinsicht besonders vielversprechend. "Wir arbeiten derzeit an einem alternativen Abscheidungsprozess für NiOx auf α-SnWO4, der nicht zur Bildung einer Grenzflächenoxidschicht führt. Wenn dies gelingt, erwarten wir, dass sich die photoelektrochemische Leistung von α-SnWO4 deutlich erhöhen wird."

arö


Das könnte Sie auch interessieren

  • Einfachere Herstellung von anorganischen Perowskit-Solarzellen bringt Vorteile
    Science Highlight
    17.04.2024
    Einfachere Herstellung von anorganischen Perowskit-Solarzellen bringt Vorteile
    Anorganische Perowskit-Solarzellen aus CsPbI3 sind langzeitstabil und erreichen gute Wirkungsgrade. Ein Team um Prof. Antonio Abate hat nun an BESSY II Oberflächen und Grenzflächen von CsPbI3 -Schichten analysiert, die unter unterschiedlichen Bedingungen produziert wurden. Die Ergebnisse belegen, dass das Ausglühen in Umgebungsluft die optoelektronischen Eigenschaften des Halbleiterfilms nicht negativ beeinflusst, sondern sogar zu weniger Defekten führt. Dies könnte die Massenanfertigung von anorganischen Perowskit-Solarzellen weiter vereinfachen.
  • Spintronik: Ein neuer Weg zu wirbelnden Spin-Texturen bei Raumtemperatur
    Science Highlight
    16.04.2024
    Spintronik: Ein neuer Weg zu wirbelnden Spin-Texturen bei Raumtemperatur
    Ein Team am HZB hat an BESSY II eine neue, einfache Methode untersucht, mit der sich stabile radiale magnetische Wirbel in magnetischen Dünnschichten erzeugen lassen.
  • BESSY II: Wie das gepulste Laden die Lebensdauer von Batterien verlängert
    Science Highlight
    08.04.2024
    BESSY II: Wie das gepulste Laden die Lebensdauer von Batterien verlängert
    Ein verbessertes Ladeprotokoll könnte die Lebensdauer von Lithium-Ionen-Batterien deutlich verlängern. Das Laden mit hochfrequentem gepulstem Strom verringert Alterungseffekte. Dies zeigte ein internationales Team unter der Leitung von Philipp Adelhelm (HZB und Humboldt-Universität) in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Berlin und der Aalborg University in Dänemark. Besonders aufschlussreich waren Experimente an der Röntgenquelle BESSY II.