Internationale Expertise zur Augentumortherapie mit Protonenstrahlung erschienen

Bestrahlungsplatz für die Augenbestrahlungen am HZB.

Bestrahlungsplatz für die Augenbestrahlungen am HZB. © HZB

Bestrahlungsplanung auf Basis von fusionierter multi-modaler Bildgebung mit Bildern durch Optische Kohärenztomographie, Ultraschall, Fotografie des Augenhintergrundes (Fundus), Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT in T1 und T2-Gewichtung).

Bestrahlungsplanung auf Basis von fusionierter multi-modaler Bildgebung mit Bildern durch Optische Kohärenztomographie, Ultraschall, Fotografie des Augenhintergrundes (Fundus), Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT in T1 und T2-Gewichtung). © HZB

Ein Team aus führenden Expertinnen und Experten aus Medizinphysik, Physik und Strahlentherapie, zu dem auch die HZB-Physikerin Prof. Andrea Denker und der Charité-Medizinphysiker Dr. Jens Heufelder gehören, hat einen Übersichtsartikel zur Protonentherapie von Augentumoren veröffentlicht. Der Beitrag ist im Red Journal, einem der renommiertesten Fachjournale in diesem Bereich erschienen. Er stellt die Besonderheiten dieser Therapieform am Auge vor, erläutert den Stand der Technik und aktuelle Forschungsschwerpunkte, gibt Empfehlungen zur Durchführung der Bestrahlungen und einen Ausblick auf künftige Entwicklungen.

Augentumore sind glücklicherweise recht selten. Während noch vor einigen Jahrzehnten die Behandlung in der Entfernung des Augapfels bestand, steht heute weltweit an einigen wenigen Standorten eine Alternative bereit, die in vielen Fällen neben einer erfolgreichen Behandlung des Tumors das Auge erhalten kann: Die Bestrahlung mit Protonen hat hohe Erfolgsaussichten. Dazu wurde bereits vor Jahrzehnten auf dem Campus Lise Meitner (am damaligen Hahn-Meitner-Institut) das dortige Zyklotron optimiert und ein Behandlungsplatz für die Protonentherapie von Augentumoren aufgebaut. An diesem Behandlungsplatz konnten in enger Kooperation mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin in den letzten 25 Jahren bereits über 4700 Menschen erfolgreich behandelt werden.

Viele Verfahren, die im Überblicksbeitrag vorgestellt werden, gehören bei der Behandlung der Patienten am HZB seit Jahren zum klinischen Standard. Teilweise wurden sie sogar am HZB entwickelt und mit der Charité in die klinische Routine überführt. Dazu gehört zum Beispiel die auf multimodaler Bildgebung beruhende Bestrahlungsplanung auf Basis von Fotos vom Augenhintergrund, Computertomographie (CT) und Magentresonanztomographie (MRT). Das dazu nötige spezielle Bestrahlungsplanungssystem wurde am HZB in Kooperation mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) entwickelt.

Ein großes Problem dieser speziellen Form der Partikeltherapie liegt darin, dass viele Bestrahlungsplätze sogenannte In-house Lösungen mit hoher Laufzeit sind. Aufgrund der geringen Nachfrage und der Komplexität des Gebietes werden zurzeit von der Industrie keine dezidierten Behandlungsplätze für Augenbestrahlungen angeboten, sondern nur für Standardbestrahlungslösungen, z.B. an einer Gantry, die für eine Augenbestrahlung sub-optimal sind.

Das abschließende Fazit des Artikels lautet: „Mit einem durchdachten Ansatz können mit Protonen- und anderen Teilchenstrahlen hohe Tumorkontrollraten erzielt werden, mit dem Potenzial, das Auge und das Sehvermögen zu erhalten, das Kosten-Nutzen-Verhältnis bei der Behandlung von Augentumoren zu optimieren und somit die Lebensqualität der Patienten zu maximieren. Ein hoher Patientendurchsatz und eine enge Zusammenarbeit zwischen Ophthalmologie, Strahlentherapie und Medizinphysik sind entscheidend für eine erfolgreiche Partikeltherapie von Augentumoren.“

Die Particle Therapy Co-Operative Group (PTCOG) ist eine internationale wissenschaftliche Fachgesellschaft auf dem Gebiet der Protonen- bzw. Partikeltherapie. In ihr sind Forscherinnen und Forscher aus über 130 Partikeltherapiezentren organisiert. Prof. Andrea Denker ist dort Mitglied des Steering Committees, Dr. Jens Heufelder leitet als Co-Chair das Ocular Subcommittee.

red.

  • Link kopieren

Das könnte Sie auch interessieren

  • Photovoltaik-Reallabor knackt die Marke von 100 Megawattstunden
    Nachricht
    27.09.2024
    Photovoltaik-Reallabor knackt die Marke von 100 Megawattstunden
    Vor rund drei Jahren ging das Reallabor am HZB in Betrieb. Seitdem liefert die Photovoltaik-Fassade Strom aus Sonnenlicht. Am 27. September 2024 wurde die Marke von 100 Megawattstunden erreicht.

  • BESSY II: Heterostrukturen für die Spintronik
    Science Highlight
    20.09.2024
    BESSY II: Heterostrukturen für die Spintronik
    Spintronische Bauelemente arbeiten mit magnetischen Strukturen, die durch quantenphysikalische Wechselwirkungen hervorgerufen werden. Nun hat eine Spanisch-Deutsche Kooperation Heterostrukturen aus Graphen-Kobalt-Iridium an BESSY II untersucht. Die Ergebnisse belegen, wie sich in diesen Heterostrukturen zwei erwünschte quantenphysikalische Effekte gegenseitig verstärken. Dies könnte zu neuen spintronischen Bauelementen aus solchen Heterostrukturen führen.
  • Grüner Wasserstoff: MXene als Katalysatoren für die Sauerstoffentwicklung geeignet
    Science Highlight
    09.09.2024
    Grüner Wasserstoff: MXene als Katalysatoren für die Sauerstoffentwicklung geeignet
    Die Materialklasse der MXene besitzt vielfältige Talente. Nun hat ein internationales Team um HZB-Chemikerin Michelle Browne gezeigt, dass MXene als Katalysatoren für die Sauerstoffentwicklungsreaktion bei der elektrolytischen Wasserspaltung geeignet sind. Dabei arbeiten sie stabiler und effizienter als die derzeit besten Metalloxid-Katalysatoren. Das Team hat die neuartigen Katalysatoren für die elektrolytische Aufspaltung von Wasser nun umfassend an der Berliner Röntgenquelle BESSY II und am Synchrotron Soleil, Frankreich, charakterisiert.