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Akustische Skulpturen zum Thema BESSY VSR

Der Klangkünstler Gerriet K. Sharma komponiert mit Bezug zur HZB Beschleunigerphysik.

Ikosaeder bei BESSY II - vergrößerte Ansicht

Ikosaeder bei BESSY II (Foto: M. Setzpfandt)

Wie lassen sich naturwissenschaftliche Konzepte, die Physiker beim Betrieb des Elektronenspeicherringes BESSY II nutzen, auf künstlerische Komposition und Klangkunst übertragen?

Diese Frage hat den Klangkünstler Gerriet K. Sharma vom Institut für Elektronische Musik und Akustik der Kunsthochschule Graz ganz besonders fasziniert. Gemeinsam mit Physikern aus dem HZB-Institut für Beschleunigerphysik arbeitete er seit Frühjahr 2016 daran, ein außergewöhnliches Klangkunstprojekt umzusetzen. Nach mehreren Monaten intensiver Arbeit wurde das Werk gleAM im Herbst 2017 aufgeführt.


Aufführung Klangkunst

Im Rahmen der KONTAKTE '17 – Biennale für Elektroakustische Musik und Klangkunst wurde die Klangkunst gleAM in der Akademie der Künste Berlin uraufgeführt.

Am 16.11.2017 wurde die Komposition im HZB aufgeführt. Am 17.11.2017 wurde das Projekt Hörern des rbb Inforadios mit Konzerten, Führungen und einer Podiumsdiskussion vorgestellt.
→rbb Wissenswerte im Gespräch: Konzertankündigung

 

Bild von der Aufführung Klangkunst - vergrößerte Ansicht

Aufführung Klangkunst am 16. und 17.11.2017 im HZB
(Foto: M. Setzpfandt)

Bild von der Podiumsdiskussion zur Klangkunst - vergrößerte Ansicht

Podiumsdiskussion zur Klangkunst: v.l.n.r: G.K. Sharma, (Künstler) K. Berthold (HZB), P. Goslawski (HZB), Th. Prinzler (rbb Inforadio)
(Foto: M. Setzpfandt)

Bezug zur Wissenschaft

Inspiriert zu dieser Arbeit hat ihn das Ausbau-Projekt BESSY VSR. Physiker vom HZB wollen die Synchrotronstrahlungsquelle BESSY II zu einem variablen Pulslängen-Speicherring ausbauen. Als erstes Beschleunigerteam weltweit. An jedem Messplatz des Speicherrings sollen dann lange oder kurze Lichtpulse je nach Bedarf verfügbar sein. Das ermöglicht es, interessante und neue Fragestellungen in der Energie-Material-Forschung zu untersuchen.


Gerriet K. Sharma bei BESSY II - vergrößerte Ansicht

Gerriet K. Sharma bei BESSY II (Foto: M. Setzpfandt)

In dem Kunstprojekt werden sich dieses neue Konzept des  Elektronenspeicherrings mit zugleich kurzen und langen Pulsen und die klangkünstlerische Gestaltung eines neuen räumlichen Hörerlebnisses begegnen.

Die Wissenschaftler können durch das Klangprojekt die physikalischen Konzepte akustisch neu erfahren. Die Verbindung von Kunst und Wissenschaft ist in diesen Fall offensichtlich. Beide arbeiten mit Schwingungen, Frequenzen, Ampituden und Überlagerungen nur mit unterschiedlichen Medien.

Der künstlerische Produktionsprozess in seiner engen Anbindung an die Arbeit der Wissenschaftler und an verschiedenste akustische „Materialien“ des Elektronenspeicherringes erzeugt eine Spannung zwischen realem Klangmaterial, physikalischen Effekten und freier Komposition. Das Ergebnis verspricht ein ungewöhnliches Experiment und ein außergewöhnlicheres 3D-Hörerlebnis zu werden.

Dabei werden eigenständige skulpturale Kompositionen entstehen, die auf der künstlerischen Erfahrung von Gerriet K. Sharma basieren. Der Künstler realisiert die skulpturalen Klangphänomene mit Ikosaederlautsprecher, durch die Verwendung von Beamforming. Die damit erzeugten akustischen 3D-Klangskulpturen ermöglichen ein vollkommen ungewohntes, faszinierendes Hörerlebnis. Akustische Figuren bewegen sich beinahe körperlich im Raum und verändern ihre Kontouren im zeitlichen Verlauf der Komposition.

Der Künstler

Gerriet K. Sharma ist Klangkünstler, Komponist und lebt in Graz und Luzern.

Gerriet K. Sharma bei BESSY II - vergrößerte Ansicht

Gerriet K. Sharma mit Mikrofon bei BESSY II (Foto: M. Setzpfandt)

Gerriet K. Sharma studierte Medienkunst, Komposition und Computermusik in Köln und Graz und promovierte über „Komponieren mit skulpturalen Klangphänomenen in der Computermusik". Sharma erhielt u.a. den Deutschen Klangkunstpreis 2008 und ist derzeit (DAAD) Edgar Varèse Gastprofessor an der TU Berlin.


Sharmas Arbeit umkreist die Schnittstelle zwischen Kunst und Wissenschaft

Gerriet K. Sharma bei BESSY II - vergrößerte Ansicht

Gerriet K. Sharma bei Tonaufnahmen im Elektronenbeschleunigerring BESSY II (Foto: M. Setzpfandt)

"Kunst und Wissenschaft beeinflussen maßgeblich die Art und Weise, wie Welt beschrieben, erfahren und verstanden wird. Allein die Tatsache, dass die Trennlinie zwischen Kunst und Wissenschaften seit 200 Jahren so vehement markiert und behauptet wird, sagt viel über das damit verbundene Weltbild aus", sagt Gerriet K. Sharma. Indem er sich mit medialen Räumen, mit ihren aufwendigen Apparaten und akustischen Effekten auseinandersetzt und ihnen eine kritische künstlerische Nutzung abringt, bewegt er sich als Grenzgänger zwischen den Disziplinen.

Der Künstler thematisiert den medial vernetzten Menschen und dessen durch Medien beeinflusste und geformte Wahrnehmung. Hierzu hält er es für unabdingbar, sich eben mit diesen Wahrnehmungsräumen auseinander zu setzen, um letztlich eine eigene Position im Umgang mit medial erzeugten (Klang-)Welten zu entwickeln.


Der IEM-Ikosaederlautsprecher

Ikosaeder bei BESSY II - vergrößerte Ansicht

Ikosaeder Lautsprecher bei BESSY II

Der IEM-Ikosaederlautsprecher ist einer von derzeit fünf vergleichbaren Lautsprechersystemen auf der Welt, die ursprünglich für akustische Messungen bzw. holographische Klangprojektionen im Labor entwickelt wurden. Die sukzessive Erforschung des apparativen Setups zu künstlerischen Zwecken wurde in den letzten sechs Jahren am Institut für elektronische Musik und Akustik (IEM) von einer Arbeitsgruppe aus vier Ingenieuren und einem Komponisten vorangetrieben. "Orchestrating Space by Icosahedral Loudspeaker" (OSIL) ist ein international einzigartiges Forschungsprojekt und wird mittlerweile vom österreichischen Forschungsfonds (FWF) im Rahmen eines Exzellenzförderprogramms unterstützt. Der Lautsprecher ist mittels Beamformings in der Lage, Schallstrahlen in verschiedene Richtungen zu projizieren und mit den Wandreflektionen Felder zu erzeugen, überlagern und staffeln, die in der Wahrnehmung dreidimensionale Höreindrücke hervorrufen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Raumbeschallungssystemen für Konzertsäle arbeitet der Lautsprecher mit reflektierenden Flächen, bespielt den Raum aus einem zentralen Punkt heraus und kann auf verschiedene Raumsituationen angepasst werden. http://iem.kug.ac.at/OSIL