Am 11. Dezember 2019 endet der Betrieb des Forschungsreaktors BER II

BER II Reaktorkern

BER II Reaktorkern © HZB

Nach 46 Jahren erfolgreicher Forschung mit Neutronen wird der Betrieb des Berliner Forschungsreaktors BER II am 11. Dezember 2019 eingestellt. Diesen Termin verkündete der Aufsichtsrat des HZB am 25. Juni 2013. Durch die frühe Bekanntgabe ist es dem HZB gelungen, sein Profil auf die Erforschung von Energiematerialien und die Weiterentwicklung des Elektronenspeicherrings BESSY II zu fokussieren. Der BER II soll in den nächsten Jahren zurückgebaut werden.

Eine Ära geht zu Ende

46 Jahre lang hat die Forschung mit Neutronen das Gesicht des Helmholtz-Zentrum Berlin in Wannsee geprägt. Der Forschungsreaktor BER II liefert Neutronen, mit denen Forscher Materialien durchleuchten, ihren Aufbau und ihre Eigenschaften untersuchen können. Diese Ära endet am 11. Dezember 2019.

Jährlich gehen zirka 140 Publikationen in renommierten Fachzeitschriften auf die Experimente am BER II zurück. Die wissenschaftliche Exzellenz der Forschung am BER II haben internationale Begutachtungen immer wieder herausgestellt.

Der BER II war bis zuletzt sehr gefragt: Über 600 Besuche von Gastforschenden aus dem In- und Ausland gab es im Jahr der Abschaltung. Sie kamen aus vielen verschiedenen Fachrichtungen, unter anderem aus der Chemie und Physik, aber auch der Biologie, Medizin und Archäologie. Dies ermöglichte ein sehr internationales und inspirierendes Arbeitsumfeld in Berlin-Wannsee.

„Wir bedanken uns herzlich bei allen Menschen, die über Jahrzehnte dazu beigetragen haben, dass die Neutronenforschung auf international exzellentem Niveau in Berlin-Wannsee betrieben werden konnte", sagt der wissenschaftliche Geschäftsführer des HZB, Prof. Dr. Jan Lüning.

Nun folgt der Rückbau des BER II

Im April 2017 stellte das HZB den Grundantrag auf Stilllegung und Rückbau des BER II, der das umfangreiche Genehmigungsverfahren eingeleitet hat. Um eine frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung zu ermöglichen, bietet das HZB interessierten Bürgern die Mitarbeit in einer Dialoggruppe an, die sich regelmäßig trifft und den Rückbauprozess begleitet.

Nach dem 11. Dezember 2019 beginnt die sogenannte Nachbetriebsphase des BER II. Der Rückbau beginnt nach der Erteilung der Stilllegungs- und Abbaugenehmigung durch die Behörden; dies ist für 2023 anvisiert.

Neuer Fokus: Energiematerialien und Synchrotron BESSY II

In der wissenschaftlichen Gemeinschaft präsentiert sich das HZB nun mit einem Profil, in dessen Mittelpunkt weiche Röntgenstrahlung und Energiematerialien stehen. Das Zentrum hat in zukunftsträchtige Forschungsthemen investiert, die eine hohe gesellschaftliche Relevanz haben. Photovoltaik-Materialien gehören dazu, aber auch Materialsysteme für neuartige Batterien und Materialien, die Sonnenlicht direkt in chemische Brennstoffe umwandeln können oder die Grundlagen für eine energie-effizientere Informationstechnologie legen. Für diese Forschungsfragen stehen an der Synchrotronstrahlungsquelle BESSY II in Berlin-Adlershof eine Vielzahl an modernsten Methoden zur Verfügung. Um auch weiterhin international führend zu sein, arbeitet das HZB derzeit ein Konzept für BESSY III aus, die Nachfolge-Synchrotronquelle, die in Berlin-Adlershof gebaut werden soll.

Zusatzmaterial zum BER II:

Zahlen und Fakten

Forschungshighlights

Videos: Die Neutronenforscher https://www.youtube.com/watch?v=Fgh6T5CFLRo

Informationen zum Rückbau des BER II:

Informationen des HZB

Zum Genehmigungsverfahren: https://www.berlin.de/senuvk/umwelt/atom/stilllegung/index.shtml

(sz)


Das könnte Sie auch interessieren

  • Neutronenexperiment am BER II deckt neue Spin-Phase in Quantenmaterial auf
    Science Highlight
    18.03.2024
    Neutronenexperiment am BER II deckt neue Spin-Phase in Quantenmaterial auf
    In quantenmagnetischen Materialien unter Magnetfeldern können neue Ordnungszustände entstehen. Nun hat ein internationales Team aus Experimenten an der Berliner Neutronenquelle BER II und am dort aufgebauten Hochfeldmagneten neue Einblicke in diese besonderen Materiezustände gewonnen. Der BER II wurde bis Ende 2019 intensiv für die Forschung genutzt und ist seitdem abgeschaltet. Noch immer werden neue Ergebnisse aus Messdaten am BER II publiziert.
  • Fraktonen als Informationsspeicher: Noch nicht greifbar, aber nah
    Science Highlight
    26.05.2023
    Fraktonen als Informationsspeicher: Noch nicht greifbar, aber nah
    Ein neues Quasiteilchen mit interessanten Eigenschaften ist aufgetaucht – vorerst allerdings nur in theoretischen Modellierungen von Festkörpern mit bestimmten magnetischen Eigenschaften. Anders als erwartet, bringen Quantenfluktuationen das Quasiteilchen jedoch nicht deutlicher zum Vorschein, sondern verschmieren seine Signatur, zeigt nun ein internationales Team am HZB und der Freien Universität Berlin.
  • Lithium-Schwefel-Feststoffbatterien: Ladungstransport direkt beobachtet
    Science Highlight
    05.04.2023
    Lithium-Schwefel-Feststoffbatterien: Ladungstransport direkt beobachtet
    Lithium-Schwefel-Feststoffbatterien bieten im Vergleich zu herkömmlichen Lithium-Ionen-Batterien das Potenzial für eine wesentlich höhere Energiedichte und mehr Sicherheit. Allerdings ist die Leistungsfähigkeit von Feststoffbatterien derzeit noch unzureichend, was vor allem an sehr langen Ladezeiten liegt - und das, obwohl sie theoretisch eine besonders schnelle Aufladung ermöglichen sollten. Eine neue Studie des HZB zeigt nun, dass die Hauptursache dafür die sehr schleppende Einwanderung von Lithium-Ionen in die Verbundkathode ist.