Solarer Wasserstoff: Maß für die Stabilität von Photoelektroden

Skalierbare gro&szlig;fl&auml;chige BiVO<sub>4</sub>-Photoanode auf FTO mit Ni-Stromabnehmern.

Skalierbare großflächige BiVO4-Photoanode auf FTO mit Ni-Stromabnehmern. © HZB

Mit den Ergebnissen l&auml;sst sich Stabilit&auml;t von BiVO<sub>4</sub> in verschiedenen pH-gepufferten Borat-, Phosphat- und Citrat-Elektrolyten beurteilen.

Mit den Ergebnissen lässt sich Stabilität von BiVO4 in verschiedenen pH-gepufferten Borat-, Phosphat- und Citrat-Elektrolyten beurteilen. © https://pubs.acs.org/doi/10.1021/acsaem.0c01904

Sonnenenergie kann zur Herstellung von Wasserstoff, einem vielseitigen Brennstoff, genutzt werden. Um dies durch elektrolytische Wasserspaltung zu erreichen, werden hochwertige Photoelektroden benötigt. Leider neigen die bekannten Materialien dazu, während des Prozesses zu korrodieren. Nun hat ein Team am HZB in internationaler Zusammenarbeit die Korrosionsprozesse von hochwertigen BiVO4-Photoelektroden untersucht. Sie beobachteten die Prozesse "in operando" (bei der elektrolytischen Wasserspaltung) während der Sauerstoff-Entwicklungsreaktion (OER). Diese Arbeit zeigt, wie die Stabilität von Photoelektroden und Katalysatoren verglichen und so auch verbessert werden kann.

Wasserstoff ist ein vielseitiger Brennstoff, der chemische Energie speichern und bei Bedarf freisetzen kann. Dieser Brennstoff lässt sich klimaneutral erzeugen, wenn man die elektrolytische Aufspaltung von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff mit Solarenergie erreicht. Für diesen Ansatz sind kostengünstige Photoelektroden erforderlich, die unter Beleuchtung eine bestimmte Photospannung liefern und in wässrigen Elektrolyten stabil bleiben.

Korrosion während der Elektrolyse

Hier liegt jedoch das Haupthindernis; konventionelle Halbleiter korrodieren in Wasser sehr schnell. Metalloxid-Dünnschichten sind viel stabiler, korrodieren aber dennoch mit der Zeit. Eines der erfolgreichsten Photoanodenmaterialien ist Wismutvanadat (BiVO4), ein komplexes Metalloxid, in dem die Photoströme bereits nahe an der theoretischen Grenze liegen. Die größte Herausforderung für eine kommerziell nutzbare PEC-Wasserspaltung besteht darin, die Stabilität von Photoelektrodenmaterialien während ihres PEC-Betriebs zu bewerten und zu verbessern.

Zu diesem Zweck hat ein Team des HZB-Instituts für Solare Brennstoffe unter der Leitung von Prof. Roel van de Krol zusammen mit Gruppen des Max-Planck-Instituts für Eisenforschung, des Helmholtz-Instituts Erlangen-Nürnberg für Erneuerbare Energien, der Universität Freiburg und des Imperial College London eine Reihe modernster Charakterisierungsmethoden eingesetzt, um die Korrosionsprozesse von hochwertigen BiVO4-Photoelektroden zu verstehen.

Von Beginn bis zum Ende untersucht

"Bisher konnten wir nur Photoelektroden vor und nach photoelektrochemischer Korrosion untersuchen", sagt Dr. Ibbi Ahmet (HZB), der die Studie zusammen mit Siyuan Zhang vom Max-Planck-Institut initiiert hat. "Es war ein bisschen so, als würde man nur das erste und das letzte Kapitel eines Buches lesen und nicht wissen, wie alle Charaktere gestorben sind". In einem ersten Schritt zur Lösung dieses Problems stellte der Chemiker eine Reihe von hochreinen BiVO4-Dünnfilmen zur Verfügung, die in einer neu konzipierten Durchflusszelle mit verschiedenen Elektrolyten unter Standardbeleuchtung untersucht wurden.

Erste "operando"-Stabilitätsstudie

Das Ergebnis ist die erste operando-Stabilitätsstudie von hochreinen BiVO4-Photoanoden während der photoelektrochemischen Sauerstoffentwicklungsreaktion (OER). Mit Hilfe der In-situ-Plasma-Massenspektrometrie (ICPMS) konnten sie in Echtzeit bestimmen, welche Elemente während der photoelektrochemischen Reaktion von der Oberfläche der BiVO4-Photoanoden gelöst wurden.

Stabilitätszahl S

"Aus diesen Messungen konnten wir einen nützlichen Parameter, die Stabilitätszahl (S), bestimmen", sagt Ahmet. Diese Stabilitätszahl wird aus dem Verhältnis zwischen den erzeugten O2-Molekülen und der Anzahl der gelösten Metallatome im Elektrolyten berechnet und ist in der Tat ein perfekt vergleichbares Maß für die Photoelektrodenstabilität. Die Stabilität einer Photoelektrode ist hoch, wenn die Spaltung von Wasser schnell voranschreitet (in diesem Fall die Entwicklung von O2) und nur wenige Metallatome in den Elektrolyten gelangen. Dieser Parameter kann auch verwendet werden, um die Veränderung der Photoelektrodenstabilität während ihrer Lebensdauer zu bestimmen oder Unterschiede in der Stabilität von BiVO4 in verschiedenen pH-gepufferten Borat-, Phosphat- und Citrat-(Lochfänger-)Elektrolyten zu beurteilen.

Gezielte Verbesserungen

Diese Arbeit zeigt, wie die Stabilität von Photoelektroden und Katalysatoren in der Zukunft verglichen werden kann. Die Autoren haben die Zusammenarbeit fortgesetzt und nutzen nun diese wertvollen Techniken und Erkenntnisse, um praktikable Lösungen zur Verbesserung der Stabilität von BiVO4-Fotoanoden zu entwerfen und deren Einsatz in langfristigen praktischen Anwendungen zu ermöglichen.

arö

  • Link kopieren

Das könnte Sie auch interessieren

  • Berliner Wissenschaftspreis geht an Philipp Adelhelm
    Nachricht
    24.07.2025
    Berliner Wissenschaftspreis geht an Philipp Adelhelm
    Der Batterieforscher Prof. Dr. Philipp Adelhelm wird mit dem Berliner Wissenschaftspreis 2024 ausgezeichnet.  Er ist Professor am Institut für Chemie der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) und leitet eine gemeinsame Forschungsgruppe der HU und des Helmholtz-Zentrums Berlin (HZB). Der Materialwissenschaftler und Elektrochemiker forscht zur Entwicklung nachhaltiger Batterien, die eine Schlüsselrolle für das Gelingen der Energiewende spielen. International zählt er zu den führenden Expert*innen auf dem Gebiet der Natrium-Ionen-Batterien.
  • Schriftrollen aus buddhistischem Schrein an BESSY II virtuell entrollt
    Science Highlight
    23.07.2025
    Schriftrollen aus buddhistischem Schrein an BESSY II virtuell entrollt
    In der mongolischen Sammlung des Ethnologischen Museums der Staatlichen Museen zu Berlin befindet sich ein einzigartiger Gungervaa-Schrein. Der Schrein enthält auch drei kleine Röllchen aus eng gewickelten langen Streifen, die in Seide gewickelt und verklebt sind. Ein Team am HZB konnte die Schrift auf den Streifen teilweise sichtbar machen, ohne die Röllchen durch Aufwickeln zu beschädigen. Mit 3D-Röntgentomographie erstellten sie eine Datenkopie des Röllchens und verwendeten im Anschluss ein mathematisches Verfahren, um den Streifen virtuell zu entrollen. Das Verfahren wird auch in der Batterieforschung angewandt.
  • Langzeittest zeigt: Effizienz von Perowskit-Zellen schwankt mit der Jahreszeit
    Science Highlight
    21.07.2025
    Langzeittest zeigt: Effizienz von Perowskit-Zellen schwankt mit der Jahreszeit
    Auf dem Dach eines Forschungsgebäudes am Campus Adlershof läuft ein einzigartiger Langzeitversuch: Die unterschiedlichsten Solarzellen sind dort über Jahre Wind und Wetter ausgesetzt und werden dabei vermessen. Darunter sind auch Perowskit-Solarzellen. Sie zeichnen sich durch hohe Effizienz zu geringen Herstellungskosten aus. Das Team um Dr. Carolin Ulbrich und Dr. Mark Khenkin hat Messdaten aus vier Jahren ausgewertet und in der Fachzeitschrift Advanced Energy Materials vorgestellt. Dies ist die bislang längste Messreihe zu Perowskit-Zellen im Außeneinsatz. Eine Erkenntnis: Standard-Perowskit-Solarzellen funktionieren während der Sommersaison auch über mehrere Jahre sehr gut, lassen jedoch in der dunkleren Jahreszeit etwas nach. Die Arbeit ist ein wichtiger Beitrag, um das Verhalten von Perowskit-Solarzellen unter realen Bedingungen zu verstehen.