Mit verifizierter Treibhausgas-Bilanz: HZB will bis 2035 treibhausgasneutral werden

© HZB

Der Ankauf wissenschaftlicher Anlagen fällt bei der Treibhausgas-Bilanz ins Gewicht, ist aber auch notwendig, um Spitzenforschung zu betreiben

Der Ankauf wissenschaftlicher Anlagen fällt bei der Treibhausgas-Bilanz ins Gewicht, ist aber auch notwendig, um Spitzenforschung zu betreiben © Silvia Steinbach

Das HZB ist sich seiner gesellschaftlichen Verantwortung bewusst. Durch die nun vorliegende, extern überprüfte Treibhausgas-Bilanz des HZB stehen die Hauptverursacher bei den Emissionen fest. Der Bericht legt die Basis dafür, die Treibhausgas-Emissionen deutlich zu reduzieren.

Das HZB hat sich das Ziel gesetzt, bis 2035 treibhausgasneutral zu werden. Dafür hat das HZB seine Treibhausgas-Emissionen nach dem international anerkannten Standard „Green House Gas Protocol“ auf der Basis des Jahres 2021 mit Unterstützung der Berliner Energieagentur erfasst. Der daraus hervorgegangene Treibhausgas-Bericht des HZB wurde von unabhängigen Spezialisten der GUTcert sorgfältig überprüft und bestätigt. Die Urkunde wurde dem HZB am 17.10.2023 ausgehändigt. Damit verfügt das HZB als erstes Zentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft über eine verifizierte Treibhausgas-Bilanz  nach dem Green House Gas Protocol. Viele Maßnahmen zur Verbesserung des ökologischen Fußabdrucks sind bereits in der Umsetzung und weitere Handlungsfelder sind identifiziert.

Die Treibhausgas-Bilanz des HZB

Das HZB betreibt große Forschungsinfrastrukturen wie den Beschleuniger BESSY II sowie viele Labore für die Energieforschung. „Mit unserer Forschung tragen wir dazu bei, Materialien und Technologien für eine klimafreundliche, sichere Energieversorgung der Zukunft zu entwickeln. Unsere Forschung braucht Energie und führt zur Emission von Treibhausgasen. In der Strategie des HZB bekennen wir uns ausdrücklich zu unserer gesellschaftlichen Verantwortung für diese Emissionen. Die Treibhausgas-Bilanz ist für uns ein Ansporn, sinnvolle Einsparungen weiter voranzutreiben“, sagt Prof. Bernd Rech, wissenschaftlicher Geschäftsführer des HZB.

Laut Treibhausgas-Bilanz betrugen die Treibhausgas-Emissionen des HZB im Jahr 2021 rund 9.900 Tonnen CO2-Äquivalente. Darin enthalten sind direkte, indirekte und vorgelagerte Emissionen (Scope 1, 2, 3 des Green House Gas Protocols – siehe Kommentar unten*). Die größten Verursacher des HZB sind demnach die Wärmeversorgung, (Neu-)Bauten, der Einkauf von wissenschaftlichen Anlagen und betrieblicher Ausstattung, gefolgt vom Pendeln der Mitarbeitenden und dem Bezug von Strom für einige Gebäude am Standort Adlershof.

Ein ehrlicher Ansatz bei der Erfassung der Emissionen

Bei der Erstellung der Treibhausgas-Bilanz wurde ein ehrlicher Ansatz gewählt. Das HZB hat auch die vorgelagerten Emissionen berücksichtigt, die nach Green House Gas Protocol nicht zwingend bilanziert werden müssen, zum Beispiel für den Bezug des Ökostroms. „Unser Ansatz war nicht, die Treibhausbilanz schön zu rechnen. Wir haben vielmehr eine realistische Bilanzierung der von uns verursachten Emissionen erreicht“, sagt Carina Hanke, Klima- und Energiemanagerin am HZB.

Nach der Erfassung der Emissionen des HZB erfolgte die Verifizierung der Daten durch eine unabhängige Umweltgutachterorganisation für Emissionsberichterstattung (GUTcert). „Bei der Verifizierung vor Ort wurde die Datengrundlage bis in jedes Detail überprüft. Die daraus resultierenden Nachbesserungen haben die Qualität des Treibhausgas-Berichts wesentlich verbessert“, sagt Carina Hanke.

Michael Geißler, Geschäftsführer der Berliner Energieagentur, ergänzt: „Egal ob privates oder öffentliches Unternehmen, Forschungseinrichtung oder sozialer Träger: Wenn Organisationen sich auf den Weg in Richtung Klimaneutralität machen, ist eine Treibhausgas-Bilanzierung der erste Schritt. Unsere Analyse der Daten hat gezeigt, dass das HZB diesen Weg bereits eingeschlagen und in den letzten Jahren einige wichtige Maßnahmen zur CO2-Einsparung umgesetzt hat.“

Seit 2021 deutliche Einsparungen erzielt

Seit 2021 hat das HZB bereits wichtige Maßnahmen ergriffen: So wurde die Wärmeversorgung am Standort Wannsee im Januar 2022 auf Biomethan umgestellt und der Fuhrpark modernisiert. Wichtige Handlungsfelder für die nächsten Jahre sind unter anderem die Reduzierung des Energieverbrauchs, sparsamer Umgang mit Ressourcen, Förderung einer klimaschonenden Beschaffung, klimaneutrale Neubauten und die Optimierung des Pendelverkehrs.

Hinweise zur Erfassung der Emissionen

  1. Das Green House Gas Protocol unterteilt die Emissionen in verschiedene Bereiche – in die so genannten Scopes. In Scope 1 werden die direkten Emissionen erfasst (z.B. Fuhrpark, direkte Emissionen von Gasen). Scope 2 fasst die indirekten Emissionen zusammen (z.B. Strom, Nah- und Fernwärme). Die vorgelagerten Emissionen, die z.B. beim Einkauf von wissenschaftlichen Geräten, Neubauten oder beim Pendeln der Mitarbeitenden entstehen, werden in Scope 3 gebündelt. Diese können optional in die Treibhausgasbilanz einfließen.
  2. Die Verifizierungsurkunde für die Treibhausgas-Bilanz wurde durch GUTcert am 16.10.2023 ausgestellt (siehe Download unten). Gemäß Greenhouse Gas Protocol sind für die Berechnungen der Emissionen zwei Berechnungsmethoden anzuwenden: die ortsbezogene Methode und die marktbezogene Methode. Bei der ortsbezogenen Methode werden netzdurchschnittliche Emissionen angewandt. Bei der marktbezogenen Methode werden die in den Nachweisen der Energieversorger angegebenen Emissionsfaktoren angesetzt.

Downloads

Silvia Zerbe


Das könnte Sie auch interessieren

  • Einfachere Herstellung von anorganischen Perowskit-Solarzellen bringt Vorteile
    Science Highlight
    17.04.2024
    Einfachere Herstellung von anorganischen Perowskit-Solarzellen bringt Vorteile
    Anorganische Perowskit-Solarzellen aus CsPbI3 sind langzeitstabil und erreichen gute Wirkungsgrade. Ein Team um Prof. Antonio Abate hat nun an BESSY II Oberflächen und Grenzflächen von CsPbI3 -Schichten analysiert, die unter unterschiedlichen Bedingungen produziert wurden. Die Ergebnisse belegen, dass das Ausglühen in Umgebungsluft die optoelektronischen Eigenschaften des Halbleiterfilms nicht negativ beeinflusst, sondern sogar zu weniger Defekten führt. Dies könnte die Massenanfertigung von anorganischen Perowskit-Solarzellen weiter vereinfachen.
  • BESSY II: Wie das gepulste Laden die Lebensdauer von Batterien verlängert
    Science Highlight
    08.04.2024
    BESSY II: Wie das gepulste Laden die Lebensdauer von Batterien verlängert
    Ein verbessertes Ladeprotokoll könnte die Lebensdauer von Lithium-Ionen-Batterien deutlich verlängern. Das Laden mit hochfrequentem gepulstem Strom verringert Alterungseffekte. Dies zeigte ein internationales Team unter der Leitung von Philipp Adelhelm (HZB und Humboldt-Universität) in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Berlin und der Aalborg University in Dänemark. Besonders aufschlussreich waren Experimente an der Röntgenquelle BESSY II.
  • Brennstoffzellen: Oxidationsprozesse von Phosphorsäure aufgeklärt
    Science Highlight
    03.04.2024
    Brennstoffzellen: Oxidationsprozesse von Phosphorsäure aufgeklärt
    Die Wechselwirkungen zwischen Phosporsäure und dem Platin-Katalysator in Hochtemperatur-PEM-Brennstoffzellen sind komplexer als bisher angenommen. Röntgen-Experimente an BESSY II in einem mittleren Energiebereich (tender x-rays) haben die vielfältigen Oxidationsprozesse an der Platin-Elektrolyt-Grenzfläche entschlüsselt. Die Ergebnisse zeigen auch, dass die Feuchtigkeit in der Brennstoffzelle diese Prozesse beeinflusst, so dass sich hier Möglichkeiten bieten, um Lebensdauer und Wirkungsgrad von Brennstoffzellen zu erhöhen.