Nachruf: Wir trauern um Hans-Anton Graf

Wir trauern um unseren ehemaligen Kollegen und Leiter des BENSC-Nutzerbüros am damaligen Hahn-Meitner-Institut (HMI, später HZB Nutzerbüro Neutronen) Dr. Hans-Anton Graf. Er verstarb nach einem ereignisreichen Leben und längerer Krankheit am 30. Dezember 2023 im Alter von 78 Jahren. Hans-Anton Graf war 1977 bis 2010 in der Neutronenforschung am HMI/HZB tätig.

Nach seinem Studium der Chemie an der LMU München und anschließender Promotion 1975 arbeitete er zunächst noch weiter an der Universität, bevor er im Januar 1977 ans damalige HMI in die Arbeitsgruppe von Prof. Hans Dachs kam. Neben seinen Arbeiten über Struktur und Gitterschwingungen in CsCuCl3 entwickelte er das Gästespektrometer DN15 des von 1972 bis 1985 mit 5 MW betriebenen Reaktors BER II weiter und betreute dieses Instrument bis zum Beginn des Reaktorumbaus.

Bereits damals wandte sich Hans-Anton Graf dem Thema Instrumentierung für die Neutronenstreuung zu und nutzte die Umbauphase des Reaktors BER II u.a. zu einem halbjährigen Studienaufenthalt am Hochflussreaktor des Brookhaven National Laboratory. Nach seiner Rückkehr übernahm er neben administrativen Aufgaben den Aufbau des 3-Achsen-Spektrometers E1 am BER II, der nach dem Umbau im Jahr 1991 mit einer Leistung von 10 MW wieder in Betrieb genommen wurde und betreute im Rahmen des BENSC-Nutzerbetriebs dieses Instrument. Daneben fungierte er zeitweise als stellvertretender bzw. kommissarischer Abteilungsleiter, vor allem aber widmete er sich als Leiter der BENSC-Instrumentierungsrunde dem Gesamtkonzept der Instrumentierung am BER II.

In etlichen Gremien wie im Komitee für Forschung mit Neutronen (KFN), in den Instrument-Subkomitees des ILL oder in dessen wissenschaftlichem Rat oder in Gutachterausschüssen für BMBF-Projekte war Hans-Anton Graf ein geschätzter Ratgeber, der sich insbesondere bei der Begutachtung der Mittelflussquellen in Deutschland im Jahr 2005 für die Belange des BER II einsetzte. Ebenso war es ihm ein Anliegen, junge Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen an seinem umfangreichen Wissen teilhaben zu lassen, dazu gehörten sowohl Vorlesungen am Kristallografischen Institut der TU Berlin als auch die Betreuung von Diplom- und Doktorarbeiten.

Ende 2005 übernahm er die Leitung des BENSC-Nutzerbüros am damaligen HMI, ab 2009 gemeinsam mit Dr. Walter Braun als Leiter der HZB-Nutzerkoordination, und übte diese Funktion bis zu seinem Ruhestand Ende September 2010 aus, jederzeit die Interessen sowohl der Messgäste als auch seiner Mitstreiter im Blick.

Wir werden uns immer an sein Engagement für die Neutronenstreuung, seine Weitsicht und Kompetenz, und insbesondere an sein ruhiges, freundliches und umgängliches Wesen erinnern.

Seiner Familie wünschen wir in dieser schweren Zeit viel Kraft.

In tiefer Betroffenheit,

die ehemaligen Kolleginnen und Kollegen.


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