Physik verstehen - mit eigenen Händen

Beim Experimentieren im Schülerlabor machen die Kinder wirklich alles selbst.

Beim Experimentieren im Schülerlabor machen die Kinder wirklich alles selbst. © HZB

Dirk Lohmann leitet seit Sommer 2024 das Schülerlabor am HZB-Standort Wannsee.

Dirk Lohmann leitet seit Sommer 2024 das Schülerlabor am HZB-Standort Wannsee. © Michael Setzpfandt / HZB

Seit Sommer 2024 leitet Dirk Lohmann das Schülerlabor am HZB-Standort Wannsee. Im Interview erzählt er, worauf es ihm besonders ankommt.

 

Warum hast du im Schülerlabor angefangen?

Seit meiner Kindheit bin ich von naturwissenschaftlichen Phänomenen fasziniert. Durch meine drei Kinder ist auch die kindliche Begeisterung für die unbelebte und die belebte Natur wieder mit ganzer Kraft in meinen Alltag zurückgekehrt. Dazu kommt, dass mir während meiner Arbeit an der Uni die Lehre immer viel Spaß gemacht hat. Aber hier im Schülerlabor ist es nochmal eine ganz andere Herausforderung. Kinder sind ehrlich, manchmal auch sehr direkt, aber eben auch sehr emotional und offen begeistert, wenn es ihnen gefallen hat. Dieses direkte Feedback bringt viel Dynamik und Freude in meine Arbeit.

Was unterscheidet das Schülerlabor vom Nawi-Unterricht in der Schule?

Das Schülerlabor funktioniert nicht wie der klassische Schulunterricht, das ist unser großer Vorteil. Es gibt keinen langen Vortrag, keine Predigt, sondern die Kinder erleben, dass sie sich selbst etwas erarbeiten können.

Gibt es etwas, das heute schwieriger geworden ist?

Kinder im Grundschulalter sind heute viel stärker herausgefordert mit motorischen Aufgaben. Also der Umgang mit Schere, Klebstoff, Werkzeug, das sind viele nicht mehr so gewöhnt. Einige Kinder sind auch sehr ängstlich, denen sagen wir: Mach doch einfach mal. Wir nehmen ihnen ganz bewusst keine Arbeit ab. Es geht ums Selbermachen, auch wenn mal was kaputt geht oder einfach nicht klappt.

Woran merkst du, dass der Inhalt ankommt?

Grundschulkinder lassen sich leicht begeistern, da sehen wir dann die Augen leuchten. Auch die Jugendlichen aus den Physikkursen der Oberstufe sind sehr motiviert. Und wenn ich merke, dass die Kinder passiv werden, höre ich auf mit Erklären. Es geht uns hier wirklich darum, dass die Kinder selbst etwas tun.

Hat dich auch etwas überrascht?

Am Anfang ja, da habe ich manchmal Angebote nicht richtig eingeschätzt, zum Beispiel das Energiefahrrad: Ich als Akademiker dachte da: das ist nicht so spannend. Aber dann habe ich gesehen, wie die Kinder und Jugendlichen Spaß daran haben, in die Pedalen zu treten und wirklich am eigenen Leib zu erfahren, wie sich das anfühlt, 100 Watt zu produzieren.

Was würdest du ändern, wenn du mehr Geld hättest?

Geld finde ich gar nicht so entscheidend. Heute sind Kinder umgeben von Dingen, die nicht mehr aufgeschraubt und repariert werden können. Wir arbeiten deshalb sehr gerne mit einfachen Materialien, damit die Kinder merken: Das kann ich wirklich verstehen. Wir haben zum Beispiel starke Magnete, mit denen sie experimentieren und dabei auch die Kraft spüren, das ist nicht sehr teuer. Vielleicht wäre es schick, eine neue Magnetbahn in Form eines Möbiusbandes anzuschaffen. Auf der könnten dann die kleinen supraleitenden Pellets entlangfahren. Aber auch unsere einfache Magnetbahn ist jede Woche wieder ein absolutes Highlight: das Wichtige sieht man.

Und mehr Zeit?

Mehr Zeit wäre toll. Meine Zeit ist komplett ausgefüllt mit dem Organisieren der Termine und des Teams. Das geht meiner Kollegin Ulrike Witte vom Schülerlabor in Adlershof genauso. Wir haben beide jeweils nur eine Teilzeit Stelle. Und diese Zeit reicht nicht aus, um neue Konzepte zu entwickeln.

Was würdet ihr mit mehr Zeit anfangen?

Wir würden gerne unsere Fühler in die Arbeitsgruppen am HZB ausstrecken, uns deren Experimente anschauen und mit den Forschenden sprechen. Dann könnten wir für das Schülerlabor neue und vielleicht sehr originelle Experimentideen entwickeln, die von der aktuellen Forschung inspiriert sind. Und wir würden gern regelmäßig thematische und methodische Innovationen in unsere Angebote bringen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Zur Person:

Dirk Lohmann ist Biologe und hat in seiner Doktorarbeit an der Uni Potsdam Ökosysteme in der afrikanischen Savanne modelliert. Im Anschluss übernahm er neben Lehrverpflichtungen auch das Projektmanagement für Forschungsprojekte. Daneben hat er sich auf Team- und Organisationsentwicklung spezialisiert. Seit letztem Jahr arbeitet Dirk Lohmann auch als selbständiger Teamentwickler und Facilitator. Seit Sommer 2024 leitet er das Schülerlabor am HZB-Standort Wannsee.

 

Die Fragen stellte Antonia Rötger

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