Richtfest für die neue Beschleunigerhalle des HZB

Richtfest der neuen Beschleunigerhalle am 27. Juli 2016.

Richtfest der neuen Beschleunigerhalle am 27. Juli 2016. © HZB/S.Zerbe

So wird die neue Beschleunigerhalle des HZB aussehen, wenn sie fertiggestellt ist. Entwurf & Rendering: DGI Bauwerk

So wird die neue Beschleunigerhalle des HZB aussehen, wenn sie fertiggestellt ist. Entwurf & Rendering: DGI Bauwerk

Der Rohbau der Halle für „bERLinPro“ – die Testanlage eines Linearbeschleunigers mit Energierückgewinnung – am Helmholtz-Zentrum Berlin (HZB) steht. Das äußerst komplexe Bauwerk wurde innerhalb von nur zehn Monaten auf dem Wilhelm-Conrad-Röntgen-Campus des HZB in Berlin-Adlershof errichtet. Das Richtfest fand am 27. Juli 2016 in Anwesenheit der Baufirmen, hochrangiger Gäste und der Mitarbeitenden des HZB statt.

„bERLinPro wird ein einmaliges Forschungsinstrument, mit dem wir absolutes Neuland in der Beschleunigertechnologie betreten“, sagt Prof. Dr. Andreas Jankowiak, Leiter des HZB-Instituts für Beschleunigerphysik und Projektleiter von bERLinPro. Es handelt sich dabei um den Prototypen eines Linearbeschleunigers mit Energierückgewinnung: In ihm werden Elektronen unter Einsatz von viel Energie auf nahezu Lichtgeschwindigkeit beschleunigt. In diesem Zustand geben sie Röntgenlicht höchster Qualität ab, das für Forschungszwecke von großem Interesse ist. Nach dem Durchlauf einer Hochgeschwindigkeitsstrecke sollen die Elektronen in bERLinPro wieder aufgefangen und ihre Energie zurückgewonnen werden.

„Um bERLinPro zu realisieren, müssen wir die verschiedenen Komponenten und Methoden erst entwickeln und dann in der neuen Beschleunigerhalle testen“, sagt Prof. Dr. Jens Knobloch, Leiter des Instituts SRF – Wissenschaft und Technologie, das maßgeblich an der bERLinPro-Entwicklung beteiligt ist: „Dafür ist eine extrem komplexe Infrastruktur erforderlich.“

Deshalb ist der Bau der Halle ein sehr anspruchsvolles Projekt. „Die Planer mussten beispielsweise die hohen Anforderungen des Strahlenschutzes und der Statik berücksichtigen. Daher stellte bereits die Errichtung des Rohbaus eine enorme Herausforderung für die am Bau beteiligten Firmen und deren Mitarbeiter dar. Nicht minder anspruchsvoll ist die Realisierung der technischen Infrastruktur zum Bespiel zur Sicherstellung der Kühlung des supraleitenden Test-Beschleunigers, die nun in Angriff genommen wird“, sagt Dr. Birgit Schröder-Smeibidl, Leiterin der HZB-Hauptabteilung Facility Management, unter deren Federführung die Halle errichtet worden ist.

Constanze Tibes, Architektin des Gebäudes (DGI-Bauwerk), ergänzt: „Die Planungen für die Halle waren sehr aufwändig und ohne Vorbild. Wir haben hier ein Unikat für die Wissenschaft errichtet.“

„Diese Leistung in so kurzer Zeit zu vollbringen war nur deshalb möglich, weil alle Beteiligten hervorragend zusammen gearbeitet haben“, hebt der verantwortliche Projektingenieur am HZB, Oliver Schüler, hervor: „Die Kommunikation hat hervorragend funktioniert, und deshalb konnten wir bisher alle Zeit- und Kostenpläne einhalten.“

Etliche Komponenten, die für bERLinPro entwickelt worden sind, können am Elektronenspeicherring BESSY II zum Einsatz gebracht werden. Das gilt beispielsweise für die supraleitenden Hochstromkavitäten, die die Elektronen beschleunigen: Sie sind das Herzstück von BESSY-VSR, dem Variablen Pulslängen-Speicherring, zu dem BESSY II demnächst ausgebaut wird.

Während sich in BESSY II ausschließlich Elektronenpakete einer bestimmten Länge bewegen, wollen die Forscher in BESSY-VSR zeitglich lange und kurze Elektronenpakete nutzen, um lange und kurze Lichtpulse im selben Ring zu erzeugen. „Die Synergien zwischen beiden Projekten werden den zukünftigen Nutzern von BESSY-VSR schon zu Gute kommen, während wir an der Testanlage noch die Komponenten für bERLinPro zur Einsatzreife bringen“, sagt Prof. Anke Kaysser-Pyzalla. Wissenschaftliche Geschäftsführerin des HZB: „Forscher, die insbesondere auf kurze Pulse angewiesen sind, sind begeistert von unserem Konzept für BESSY-VSR und dem Nutzen, den bERLinPro dafür bringt.“

ih

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