Klimaneutrale Stadt: Unabhängige Beratungsstelle für bauwerkintegrierte Photovoltaik

Neue Photovoltaik-Elemente lassen sich in Fassaden integrieren. Als besonders gelungenes Beispiel gilt die Copenhagen International School.

Neue Photovoltaik-Elemente lassen sich in Fassaden integrieren. Als besonders gelungenes Beispiel gilt die Copenhagen International School. © Philippe Vollichard/EPFL/Kromatix by Swissinso

Dr. Björn Rau und Dr. Markus Sauerborn bauen die Beratungsstelle auf.

Dr. Björn Rau und Dr. Markus Sauerborn bauen die Beratungsstelle auf. © Silvia Zerbe/HZB

Das Helmholtz-Zentrum Berlin eröffnet im Frühjahr die nationale Beratungsstelle für bauwerkintegrierte Photovoltaik (BAIP). Die Beratungsstelle unterstützt Bauherren, Architekten und Stadtplanung dabei, die Gebäudehülle für die Energiegewinnung zu aktivieren. Das Projekt wird von der Helmholtz-Gemeinschaft im Rahmen des Wissenstransfers für vier Jahre gefördert.

Um die Klimaziele zu erreichen, muss der Gebäudebestand bis 2050 nahezu klimaneutral gestaltet sein. Das ist ehrgeizig, aber möglich. Dafür müssen Gebäude zukünftig aktiv zur Energieversorgung und zur Speicherung von Energie beitragen. Dachflächen für konventionelle Solarmodule stehen jedoch insbesondere in Städten nur begrenzt zur Verfügung, während andere Gebäudeflächen bisher kaum für die Stromerzeugung genutzt werden. Die Stromerzeugung mittels bauwerkintegrierter Photovoltaik fügt sich gestalterisch und baulich in die Fassade oder Dachfläche ein. Sie ist dezentral und erzeugt Strom dort, wo er auch verbraucht wird. Diese Option muss in den kommenden Jahren breite Anwendung finden. 

Neutrale Anlaufstelle bieten

„Aus unseren Diskussionen mit Akteuren im Baubereich wissen wir, dass es vielen Architekturbüros schwerfällt, das dazu nötige Spezialwissen vorzuhalten“, erläutert Dr. Björn Rau, stellvertretender Leiter am HZB-Institut PVcomB und verantwortlich für das Projekt. Bislang gibt es keine neutrale Anlaufstelle, die aktuelle Informationen aufbereitet, bewertet und einordnet und eine unabhängige Beratung für Architekten, Planer, Bauherren, Investoren und Stadtentwickler anbietet. Dabei sind Produktneutralität und finanzielle Unabhängigkeit entscheidend für die Akzeptanz des Angebots und auch ein Alleinstellungsmerkmal. „Denn bisher werden Beratungsleistungen nur von Herstellern und Vertreibern von Solarmodulen erbracht, die Vollständigkeit und Überblick nicht gewährleisten“, sagt Dr. Markus Sauerborn, der den Wissenstransfer am HZB verantwortet.

HZB-Kompetenz in der PV einbringen

"Das HZB ist seit vielen Jahren führend in der Photovoltaik-Forschung. Mit dem BAIP-Beratungsangebot erfüllen wir auch einen gesellschaftlichen Auftrag, nämlich das Wissen aus der Forschung wirklich zum Nutzen der Gesellschaft einzubringen“, sagt Prof. Dr. Bernd Rech, wissenschaftlicher Geschäftsführer des HZB.

Gemeinsam mit Partnern die Zielgruppen erreichen

Als Projektpartner konnte das HZB wichtige Akteure aus den Bereichen Bauen, Planen und Nachhaltigkeit gewinnen, darunter die Bundesarchitektenkammer, die Architektenkammer Berlin, die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB), das Reiner Lemoine Institut, die Hochschule für Technik und Wirtschaft sowie die Allianz Bauwerkintegrierte Photovoltaik. Diese Partner verfügen nicht nur über hohe Kompetenz, sondern erreichen auch die relevanten Zielgruppen.

Beratung, Dialog, Fortbildung

Die Beratungsstelle wird am HZB-Campus Adlershof eingerichtet, in unmittelbarer Nachbarschaft zu PV-Forschung und Technologieunternehmen, Beratungen mit diesen Gruppen können aber auch vor Ort stattfinden. Die Beratungsstelle fördert den Dialog zwischen Forschung, Herstellern, Architekten und Endkunden. Neben der direkten Beratung wird die Beratungsstelle auch Fortbildungen und Workshops anbieten, die in enger Abstimmung mit den Projektpartnern bedarfsgerecht konzipiert sind.

arö

  • Link kopieren

Das könnte Sie auch interessieren

  • Was vibrierende Moleküle über die Zellbiologie verraten
    Science Highlight
    16.10.2025
    Was vibrierende Moleküle über die Zellbiologie verraten
    Mit Infrarot-Vibrationsspektroskopie an BESSY II lassen sich hochaufgelöste Karten von Molekülen in lebenden Zellen und Zellorganellen in ihrer natürlichen wässrigen Umgebung erstellen, zeigt eine neue Studie von einem Team aus HZB und Humboldt-Universität zu Berlin. Die Nano-IR-Spektroskopie mit SNOM an der IRIS-Beamline eignet sich, um winzige biologische Proben zu untersuchen und Infrarotbilder der Molekülschwingungen mit Nanometer-Auflösung zu erzeugen. Es ist sogar möglich, 3D-Informationen, also Infrarot-Tomogramme, aufzuzeichnen. Um das Verfahren zu testen, hat das Team Fibroblasten auf einer hochtransparenten SiC-Membran gezüchtet und in vivo untersucht. Die Methode ermöglicht neue Einblicke in die Zellbiologie.
  • Perowskit-Solarzellen aus Deutschland machen Chinas PV-Technik Konkurrenz - Technologietransfer-Preis des HZB 2025
    Nachricht
    15.10.2025
    Perowskit-Solarzellen aus Deutschland machen Chinas PV-Technik Konkurrenz - Technologietransfer-Preis des HZB 2025
    Photovoltaik ist die führende Technologie bei der Umstellung auf saubere Energie. Doch die traditionelle Solartechnologie auf Siliziumbasis hat ihre Effizienzgrenze erreicht. Daher hat ein HZB-Team eine auf Perowskit basierende Mehrfachzellenarchitektur entwickelt. Dafür erhielten Kevin J. Prince und Siddhartha Garud am 13. Oktober 2025 den mit 5.000 Euro dotierten Technologie-Transferpreis des Helmholtz-Zentrum Berlin (HZB).
  • Sasol und HZB vertiefen Zusammenarbeit mit Fokus auf Digitalisierung
    Nachricht
    08.10.2025
    Sasol und HZB vertiefen Zusammenarbeit mit Fokus auf Digitalisierung
    Sasol Research & Technology und das Helmholtz-Zentrum Berlin (HZB) erweitern ihre Partnerschaft auf den Bereich der Digitalisierung. Dabei bauen sie auf gemeinsamen Anstrengungen im Rahmen des CARE-O-SENE-Projekts und einer Anfang 2025 ins Leben gerufenen Industrial Fellowship auf. Die neue Initiative ist ein Schritt vorwärts bei der Nutzung digitaler Technologien, um Innovation bei Katalysatoren zu beschleunigen und die  wissenschaftliche Zusammenarbeit zu vertiefen.