Entwicklung eines miniaturisierten EPR-Spektrometers

© Benedikt Schlecker

Das Projekt "EPR on a Chip" startete am 3. Juni 2019 mit einem Auftakttreffen am HZB.

Das Projekt "EPR on a Chip" startete am 3. Juni 2019 mit einem Auftakttreffen am HZB. © HZB

Mehrere Forschungseinrichtungen entwickeln mit dem Industriepartner Bruker eine miniaturisierte EPR-Messvorrichtung, um Halbleitermaterialien, Solarzellen, Katalysatoren und Elektroden für Brennstoffzellen und Batterien zu untersuchen. Das „Lab on a Chip“ wird einen Technologiesprung in der Elektronenspinresonanz (EPR auf Englisch) ermöglichen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Projekt „EPR-on-a-Chip“ mit 6,7 Millionen Euro. Am 3. Juni 2019 fand das Auftakttreffen am Helmholtz-Zentrum Berlin statt.

Die Elektronenspinresonanz bzw. elektronenparamagnetische Resonanz (EPR) liefert über die Anregung von Elektronenspins im Material detaillierte Information über dessen innere Struktur, bis hinunter auf die atomare Ebene. EPR-Spektroskopie ist ein wichtiges Instrument in der Biophysik, Chemie und medizinischen Diagnostik, wird mittlerweile aber auch in der Forschung an Energiematerialien wie Katalysatoren, Batterieelektroden und Solarzellenkomponenten eingesetzt.

Allerdings sind EPR-Spektrometer üblicherweise große und teure Geräte, die nur in besonders gut ausgestatteten Forschungslaboren zu finden sind. Zudem ist es mit konventionellen EPR-Geräten sehr schwierig, Untersuchungen unter realen Prozessbedingungen (operando-Messung) durchzuführen.

Doch es geht tatsächlich auch anders: Eine erste Demoversion eines miniaturisierten EPR-Spektrometers wurde bereits 2017 vorgestellt. Im Rahmen des BMBF-Projekts „EPRoC“ soll nun unter der Leitung von Prof. Dr. Klaus Lips und in enger Zusammenarbeit mit der Universität Stuttgart, dem Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion, dem Karlsruher Institut für Technologie und der Firma Bruker eine Chip-basierte elektronenparamagnetische Resonanzspektroskopie (EPRoC) entwickelt werden, die diese systembedingten Nachteile für operando-Untersuchungen nicht mehr hat.

EPR-Chip kann sogar im Inneren der Probe platziert werden

Das EPR-Spektrometer wird dabei auf Chip-Größe miniaturisiert, so dass es sogar ins Innere der Probe eingeführt werden kann. Ziel ist es, mit Hilfe der EPRoC direkt Wachstumsprozesse von Dünnschichten für die Photovoltaik zu analysieren sowie katalytische Vorgänge während der Herstellung von solarem Wasserstoff zu untersuchen und zu verbessern. Dadurch ließe sich aufklären, wie die Strukturbildung auf der Nanoskala mit der Funktionalität der Prozesse und Materialien zusammenhängt.

Diese Technologie könnte auch andere analytische Verfahren verbessern

Während der dreijährigen Laufzeit des Projekts wollen die Partner das Potenzial der Technologie erschließen, indem sie die Effizienz der Prozesse und Bauelemente weiter verbessern und die Kosten senken. Zusätzlich wollen sie die EPRoC-Technik nutzen, um die Empfindlichkeit der Kernspinspektrometer (NMR) deutlich zu verbessern. Dies könnte sich langfristig auch auf die in der Medizin eingesetzte Magnetresonanztomographie auswirken.

Die Erkenntnisse sollen dafür sorgen, dass die EPRoC-Technologie innerhalb der nächsten zehn Jahre weiter entwickelt werden kann. Die Miniaturisierung der EPR wird neue Anwendungsgebiete erschließen und kann zu rascheren Fortschritten in der Energiematerialforschung, Sensorik, Medizin, Umwelttechnik, sowie der Lebensmittel- und analytischen Chemie führen.

Partner:

• Helmholtz-Zentrum Berlin, Institut für Nanospektroskopie (HZB), Koordination Prof. Dr. Klaus Lips

• Universität Stuttgart

• Karlsruher Institut für Technologie, Institut für Mikrostrukturtechnologie (KIT)

• Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion (MPICEC)

• Bruker Biospin GmbH 

arö

  • Link kopieren

Das könnte Sie auch interessieren

  • Grüne Herstellung von Hybridmaterialien als hochempfindliche Röntgendetektoren
    Science Highlight
    08.05.2025
    Grüne Herstellung von Hybridmaterialien als hochempfindliche Röntgendetektoren
    Neue organisch-anorganische Hybridmaterialien auf Basis von Wismut sind hervorragend als Röntgendetektoren geeignet, sie sind deutlich empfindlicher als handelsübliche Röntgendetektoren und langzeitstabil. Darüber hinaus können sie ohne Lösungsmittel durch Kugelmahlen hergestellt werden, einem umweltfreundlichen Syntheseverfahren, das auch in der Industrie genutzt wird. Empfindlichere Detektoren würden die Strahlenbelastung bei Röntgenuntersuchungen erheblich reduzieren.

  • Energiespeicher: BAM, HZB und HU Berlin planen gemeinsames Berlin Battery Lab
    Nachricht
    07.05.2025
    Energiespeicher: BAM, HZB und HU Berlin planen gemeinsames Berlin Battery Lab
    Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM), das Helmholtz-Zentrum Berlin (HZB) und die Humboldt-Universität zu Berlin (HU Berlin) haben ein Memorandum of Understanding (MoU) zur Gründung des Berlin Battery Lab unterzeichnet. Das Labor wird die Expertise der drei Institutionen bündeln, um die Entwicklung nachhaltiger Batterietechnologien voranzutreiben. Die gemeinsame Forschungsinfrastruktur soll auch der Industrie für wegweisende Projekte in diesem Bereich offenstehen.
  • BESSY II: Einblick in ultraschnelle Spinprozesse mit Femtoslicing
    Science Highlight
    05.05.2025
    BESSY II: Einblick in ultraschnelle Spinprozesse mit Femtoslicing
    Einem internationalen Team ist es an BESSY II erstmals gelungen, einen besonders schnellen Prozess im Inneren eines magnetischen Schichtsystems, eines Spinventils, aufzuklären: An der Femtoslicing-Beamline von BESSY II konnten sie die ultraschnelle Entmagnetisierung durch spinpolarisierte Stromimpulse beobachten. Die Ergebnisse helfen bei der Entwicklung von spintronischen Bauelementen für die schnellere und energieeffizientere Verarbeitung und Speicherung von Information. An der Zusammenarbeit waren Teams der Universität Straßburg, des HZB, der Universität Uppsala sowie weiterer Universitäten beteiligt.