MXene als Energiespeicher: Chemische Bildgebung blickt nun tiefer

Aufnahmen einer zerlegten Li-Ionen-Batterie mit zyklischer MXene-Elektrode (grün), Elektrolyt/Karbonat-Spezies (rot) und Separator (gelb). Mehr Erläuterungen zur Bildgebung finden sich in der Publikation.

Aufnahmen einer zerlegten Li-Ionen-Batterie mit zyklischer MXene-Elektrode (grün), Elektrolyt/Karbonat-Spezies (rot) und Separator (gelb). Mehr Erläuterungen zur Bildgebung finden sich in der Publikation. © HZB

Was ist das Besondere an den MXenen und warum ist die neue Methode so wertvoll? In wenigen Bildern schafft der kurze Cartoon es, diese Fragen zu beantworten. Erstellt wurden die Bilder mit Hilfe von ChatGPT.

Was ist das Besondere an den MXenen und warum ist die neue Methode so wertvoll? In wenigen Bildern schafft der kurze Cartoon es, diese Fragen zu beantworten. Erstellt wurden die Bilder mit Hilfe von ChatGPT. © Faidra Amargianou/ChatGPT

Eine neue Methode in der Spektromikroskopie verbessert die Untersuchung chemischer Reaktionen auf der Nanoskala, sowohl auf Oberflächen als auch im Inneren von Schichtmaterialien. Die Raster-Röntgenmikroskopie (SXM) an der MAXYMUS-Beamline von BESSY II ermöglicht den hochsensitiven Nachweis von chemischen Gruppen, die an der obersten Schicht (Oberfläche) adsorbiert oder in der MXene-Elektrode (Volumen) eingelagert sind. Die Methode wurde von einem HZB-Team unter der Leitung von Dr. Tristan Petit entwickelt. Das Team demonstrierte die Methode nun an MXene-Flocken, einem Material, das als Elektrode in Lithium-Ionen-Batterien eingesetzt wird.

Seit ihrer Entdeckung im Jahr 2011 haben MXene aufgrund ihrer vielseitigen, abstimmbaren Eigenschaften und interessanter Anwendungen - von der Energiespeicherung bis zur elektromagnetischen Abschirmung - großes wissenschaftliches Interesse geweckt. Auf der Nanoskala finden dabei komplexe chemische Prozesse statt.

Das Team von Dr. Tristan Petit hat nun einen bedeutenden Fortschritt bei der Charakterisierung von MXenen erzielt. Sie nutzten die Raster-Röntgenmikroskopie (Scanning X-ray microscopy oder SXM), um die chemische Bindung von Ti3C2Tx-MXenen mit hoher räumlicher und spektraler Auflösung zu untersuchen. Dabei steht Tx für unterschiedliche Endgruppen (Tx=O, OH, F, Cl). Das Neue ist, dass die Messdaten gleichzeitig über zwei Detektionsmodi erfasst werden, der Transmission und der Elektronenausbeute. Dies ermöglicht unterschiedliche Sondierungstiefen.

Das Experiment, das an der MAXYMUS-Beamline von BESSY II stattfand, lieferte detaillierte Einblicke in die chemische Zusammensetzung und Struktur von MXenen. Faidra Amargianou, die Erstautorin der Studie, sagt dazu: "Unsere Ergebnisse werfen ein Licht auf die chemischen Bindungen innerhalb der MXene-Struktur und mit den umgebenden Spezies und bieten neue Perspektiven für ihre Nutzung in verschiedenen Anwendungen, insbesondere in der elektrochemischen Energiespeicherung."

Zum ersten Mal wurde SXM eingesetzt, um MXene abzubilden, wodurch Details der lokalen Bindungen zwischen Titan und Endverbindungen innerhalb der MXen-Struktur sichtbar wurden. Die Forscher untersuchten auch den Einfluss verschiedener Synthesewege auf die MXen-Chemie und beleuchteten die Auswirkungen von Endungen auf die elektronischen Eigenschaften von MXene.

Darüber hinaus lieferte die Anwendung von SXM bei der Analyse von MXen-basierten Materialien in Lithium-Ionen-Batterien wertvolle Erkenntnisse über die Veränderungen in der MXen-Chemie nach dem Batteriewechsel. Faidra Amargianou erklärt: "Der Großteil der MXen-Elektrode bleibt während der elektrochemischen Zyklen stabil, mit Anzeichen einer möglichen Li+-Einlagerung. Der Elektrolyt führt nicht zum Abbau des MXens und liegt auf der MXenelektrode auf".

Die Studie liefert wertvolle Einblicke in die lokale Chemie von MXenen und verdeutlicht das Potenzial der SXM für die Charakterisierung anderer Schichtmaterialien. Petit schlussfolgert: "Chemische Bildgebungsverfahren wie SXM können dazu genutzt werden, um die Wechselwirkungen von Schichtmaterialien in komplexen Systemen zu entschlüsseln. Wir arbeiten derzeit daran, elektrochemische SXM-Messungen in situ direkt in flüssiger Umgebung zu ermöglichen. "

Weitere Informationen:

Dieses Projekt wurde vom Europäischen Forschungsrat (ERC) im Rahmen des Forschungs- und Innovationsprogramms "Horizont 2020" der Europäischen Union gefördert (Fördervereinbarung Nr. 947852).

arö

  • Link kopieren

Das könnte Sie auch interessieren

  • Die Zukunft der Korallen – Was Röntgenuntersuchungen zeigen können
    Interview
    12.11.2025
    Die Zukunft der Korallen – Was Röntgenuntersuchungen zeigen können
    In diesem Sommer war es in allen Medien. Angetrieben durch die Klimakrise haben nun auch die Ozeane einen kritischen Punkt überschritten, sie versauern immer mehr. Meeresschnecken zeigen bereits erste Schäden, aber die zunehmende Versauerung könnte auch die kalkhaltigen Skelettstrukturen von Korallen beeinträchtigen. Dabei leiden Korallen außerdem unter marinen Hitzewellen und Verschmutzung, die weltweit zur Korallenbleiche und zum Absterben ganzer Riffe führen. Wie genau wirkt sich die Versauerung auf die Skelettbildung aus?

    Die Meeresbiologin Prof. Dr. Tali Mass von der Universität Haifa, Israel, ist Expertin für Steinkorallen. Zusammen mit Prof. Dr. Paul Zaslansky, Experte für Röntgenbildgebung an der Charité Berlin, untersuchte sie an BESSY II die Skelettbildung bei Babykorallen, die unter verschiedenen pH-Bedingungen aufgezogen wurden. Antonia Rötger befragte die beiden Experten online zu ihrer aktuellen Studie und der Zukunft der Korallenriffe. 

  • Susanne Nies in EU-Beratergruppe zu Green Deal berufen
    Nachricht
    12.11.2025
    Susanne Nies in EU-Beratergruppe zu Green Deal berufen
    Dr. Susanne Nies leitet am HZB das Projekt Green Deal Ukraina, das den Aufbau eines nachhaltigen Energiesystems in der Ukraine unterstützt. Die Energieexpertin wurde nun auch in die wissenschaftliche Beratergruppe der Europäischen Kommission berufen, um im Zusammenhang mit der Netto-Null-Zielsetzung (DG GROW) regulatorische Belastungen aufzuzeigen und dazu zu beraten.
  • Langzeit-Stabilität von Perowskit-Solarzellen deutlich gesteigert
    Science Highlight
    07.11.2025
    Langzeit-Stabilität von Perowskit-Solarzellen deutlich gesteigert
    Perowskit-Solarzellen sind kostengünstig in der Herstellung und liefern viel Leistung pro Fläche. Allerdings sind sie bisher noch nicht stabil genug für den Langzeit-Einsatz. Nun hat ein internationales Team unter der Leitung von Prof. Dr. Antonio Abate durch eine neuartige Beschichtung der Grenzfläche zwischen Perowskitschicht und dem Top-Kontakt die Stabilität drastisch erhöht. Dabei stieg der Wirkungsgrad auf knapp 27 Prozent, was dem aktuellen state-of-the-art entspricht. Dieser hohe Wirkungsgrad nahm auch nach 1.200 Stunden im Dauerbetrieb nicht ab. An der Studie waren Forschungsteams aus China, Italien, der Schweiz und Deutschland beteiligt. Sie wurde in Nature Photonics veröffentlicht.