Schnappschüsse von einem zentralen Prozess des Lebens

Das Deutsch-Amerikanische Team untersucht zentrale Reaktionen bei der Photosynthese an Lichtquellen wie SLAC und BESSY II. Illustration: Greg Stewart, SLAC National Accelerator Laboratory

Das Deutsch-Amerikanische Team untersucht zentrale Reaktionen bei der Photosynthese an Lichtquellen wie SLAC und BESSY II. Illustration: Greg Stewart, SLAC National Accelerator Laboratory

Human Frontier Science Program fördert internationales Forschungsprojekt zu Photosynthese.

Die Photosynthese zählt zu den zentralen Prozessen, die Leben ermöglichen, ist aber bisher nur grob verstanden. Mit ultrakurzen Schnappschüssen an modernen Lichtquellen wie BESSY II in Berlin und der Linac Coherent Light Source in Stanford will nun ein deutsch-amerikanisches Team die Zwischenschritte bei der komplexen katalytischen Reaktion beobachten. Dafür hat ihnen das Human Frontier Science Program nun eine Unterstützung von rund 900.000 US-Dollar für die nächsten drei Jahre zugesichert.  Zum Team gehören der HZB-Physiker Dr. Philippe Wernet, die Chemikerin Prof.  Dr. Athina Zouni von der Humboldt-Universität zu  Berlin, Dr. Uwe Bergmann vom SLAC National Accelerator Laboratory und Dr. Junko Yano, Lawrence Berkeley National Laboratory, die das Projekt federführend leitet.

Natürlicher Katalysator unter der Lupe

Obwohl alle tierischen Organismen Sauerstoff verbrauchen, geht uns der Sauerstoff glücklicherweise nicht aus. Denn Grünpflanzen, Algen und Cyanobakterien bauen aus CO2,Wasser und Sonnenlicht durch Photosynthese andere Moleküle auf und setzen dabei wieder Sauerstoff frei. Dabei wird die zentrale Reaktion im „Photosystem II“- Protein“, nämlich die Abspaltung von Sauerstoff aus Wasser, erst durch einen Katalysator möglich, ein komplexes Molekül mit einem Kern aus Mn4CaO5.

Wie die Reaktion an diesem natürlichenKatalysator nun genau abläuft, wollen Forscher am HZB zusammen mit Kollegen der HU Berlin und in den USA untersuchen. Neue Einsichten wären nicht nur grundsätzlich spannend, sondern könnten auch dazu beitragen, Solarenergie in Form von solaren Brennstoffen zu speichern und so eine der großen Herausforderungen der Energiewende zu lösen.  

Neuer Ansatz: Reaktionen bei Raumtemperatur beobachten

Zu diesem Zweck hat das Team nun einen neuen Ansatz entwickelt, der weit über die konventionelle Röntgenkristallografie und Röntgenspektroskopie bei tiefen Temperaturen hinausgeht. Denn solange die Untersuchungen bei Temperaturen nahe dem absoluten Nullpunkt stattfinden, sind die Bedingungen keineswegs lebensnah. Auch beschädigt die Röntgenstrahlung die Katalysemoleküle.

Die intensiven und ultrakurzen Femtosekunden-Röntgenpulse an der Linac Coherent Light Source, einem Freien-Elektronenlaser am SLAC National Accelerator Laboratory in Stanford bieten die Möglichkeit, bei Raumtemperatur Daten zu sammeln und dabei das Signal aufzufangen, bevor die Probe zerstört wird. „Wir machen eine Art Schnappschuss von der Reaktion“, erklärt Philippe Wernet.  

Die Forscher wollen damit die Protein-Struktur und die Dynamik der Reaktion am Mn4CaO5 –Cluster untersuchen, und zwar während weiter Licht absorbiert wird und Wasser zu Sauerstoff  oxidiert. „Wir planen eine Folge von zeitaufgelösten Röntgenstreu- und Röntgenspektroskopie-Experimenten, um die Reaktion bei Raumtemperatur zu untersuchen und dabei alle Zwischenschritte abzubilden“, erklärt Wernet.  So hoffen sie,  einen sehr genauen Einblick in  die Reaktionen zu erhalten, die für den Prozess der photosynthetischen Wasser-Oxidation nötig sind.

SLAC und BESSY II ergänzen sich

Dabei ergänzen sich die vier Experten auf ideale Weise. Junko Yano vom Lawrence Berkeley National Laboratory und die Chemikerin Athina Zouni von der Humboldt-Universität zu Berlin sind ausgewiesene Expertinnen für das Photosystem II Protein und Röntgenkristallografie. Die Gruppe um Uwe Bergmann an der Linac Coherent Light Source, USA, wird die Schnappschüsse mit harter Röntgenstrahlung machen. Philippe Wernet vom HZB kann die Proben zeitaufgelöst mit weichen Röntgenstrahlen an BESSY II untersuchen.

Zur Webseite des Human Frontiers Science Programs

 

arö

  • Link kopieren

Das könnte Sie auch interessieren

  • Berliner Wissenschaftspreis geht an Philipp Adelhelm
    Nachricht
    24.07.2025
    Berliner Wissenschaftspreis geht an Philipp Adelhelm
    Der Batterieforscher Prof. Dr. Philipp Adelhelm wird mit dem Berliner Wissenschaftspreis 2024 ausgezeichnet.  Er ist Professor am Institut für Chemie der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) und leitet eine gemeinsame Forschungsgruppe der HU und des Helmholtz-Zentrums Berlin (HZB). Der Materialwissenschaftler und Elektrochemiker forscht zur Entwicklung nachhaltiger Batterien, die eine Schlüsselrolle für das Gelingen der Energiewende spielen. International zählt er zu den führenden Expert*innen auf dem Gebiet der Natrium-Ionen-Batterien.
  • Schriftrollen aus buddhistischem Schrein an BESSY II virtuell entrollt
    Science Highlight
    23.07.2025
    Schriftrollen aus buddhistischem Schrein an BESSY II virtuell entrollt
    In der mongolischen Sammlung des Ethnologischen Museums der Staatlichen Museen zu Berlin befindet sich ein einzigartiger Gungervaa-Schrein. Der Schrein enthält auch drei kleine Röllchen aus eng gewickelten langen Streifen, die in Seide gewickelt und verklebt sind. Ein Team am HZB konnte die Schrift auf den Streifen teilweise sichtbar machen, ohne die Röllchen durch Aufwickeln zu beschädigen. Mit 3D-Röntgentomographie erstellten sie eine Datenkopie des Röllchens und verwendeten im Anschluss ein mathematisches Verfahren, um den Streifen virtuell zu entrollen. Das Verfahren wird auch in der Batterieforschung angewandt.
  • Natrium-Ionen-Batterien: Neuer Speichermodus für Kathodenmaterialien
    Science Highlight
    18.07.2025
    Natrium-Ionen-Batterien: Neuer Speichermodus für Kathodenmaterialien
    Batterien funktionieren, indem Ionen zwischen zwei chemisch unterschiedlichen Elektroden gespeichert und ausgetauscht werden. Dieser Prozess wird Interkalation genannt. Bei der Ko-Interkalation werden dagegen sowohl Ionen als auch Lösungsmittelmoleküle in den Elektrodenmaterialien gespeichert, was bisher als ungünstig galt. Ein internationales Team unter der Leitung von Philipp Adelhelm hat nun jedoch gezeigt, dass die Ko-Interkalation in Natrium-Ionen-Batterien mit den geeigneten Kathodenmaterialien funktionieren kann. Dieser Ansatz bietet neue Entwicklungsmöglichkeiten für Batterien mit hoher Effizienz und schnellen Ladefähigkeiten. Die Ergebnisse wurden in Nature Materials veröffentlicht.