Nanoröhrchen sollen Bildschirme zum Leuchten bringen

Der von IBM-Deutschland gestiftete Hahn-Meitner-Technologie-Transfer- Preis zeichnet Materialforscher des Hahn-Meitner-Instituts aus. Fünf Forscher haben unter Leitung von Prof. Dr. Alois Weidinger für ihre innovativen - und vermarktungsfähigen - Entwicklungsarbeiten erhalten. Ihre Forschungsergebnisse könnten die Herstellung neuartiger Flachbildschirme, so genannter Feld-Emissions-Displays (FED), entscheidend verbessern.

Der mit 10.000 Mark dotierte und im Abstand von zwei Jahren verliehene Preis wurde am 19. Oktober in Anwesenheit von Berlins Senator für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Prof. Christoph Stölzl, und dem Vorsitzenden der Geschäftsführung der IBM-Deutschland GmbH, Erwin Staudt, übergeben.

Flachbildschirme sind dabei, die alten Bildröhren-Monitore ins Museum zu schicken, denn die neuen kleinen Geräte bieten überzeugende praktische Vorteile. Nachteilig sind jedoch vor allem die hohen Kosten, so dass weltweit an neuen Verfahren gearbeitet wird, damit Flachbildschirme billiger und noch besser werden.

Eine technologische Alternative zu den heute üblichen Flüssigkristallanzeigen (LCD) bieten Feld-Emissions-Displays (FED). Mit aktiv leuchtenden Bildpunkten können sie stromsparend ohne Hintergrundbeleuchtung betrieben werden und erlauben zudem einen großen seitlichen Betrachtungswinkel. Ihre Herstellungskosten könnten gegenüber LCD deutlich sinken.

Bei einem Feld-Emissions-Display wird jedes aufleuchtende Farbpixel des Monitors von einem separaten Elektronenstrahl angeregt. Im Spannungsfeld zwischen einer rückseitigen Kathodenplatte und der leuchtenden Frontplatte, an der sich die Anode befindet, entsteht ein Flächenschauer von Elektronenstrahlen. Um die Megapixel der Flachbildschirme einzeln anzusprechen, verwendet man wie bei den LCD ein feines Gitternetz aus gekreuzten elektrischen Leitungsbahnen. Spannungsspitzen an den Kreuzungspunkten des Gitters sind Triggersignale der Leuchtpunkte.

Eine technologische Herausforderung bei Feld-Emissions-Displays ist die Mikrostrukturierung einer geeigneten Kathodenplatte. In einem Areal aus isolierendem Material müssen sich elektrisch aktive Zonen befinden, die fein genug verteilt sind, um das Farbmuster des Bildschirms pixelgenau anzusprechen. Mikroskopisch kleine Entladungsspitzen, die durch Prägemasken lithographisch abgeformt werden, sind hierfür in der Erprobung. Eine weniger aufwendige Alternative könnten nanometerfeine Leitungskanäle sein, die vom atomaren Teilchenschauer einer Beschleunigeranlage erzeugt werden.

Als Ausgangsmaterial hierfür eignet sich eine Kohlenstoffstruktur, die in ihrer atomaren Anordnung dem Diamant ähnelt. Schichten dieses Materials lassen sich heute großflächig durch Abscheideverfahren herstellen. Bei einer Bestrahlung mit energiereichen Ionen entstehen in der nicht-leitenden Matrix graphitische Nanoröhrchen, die feine Leitungskanäle bilden. Die Methode nutzt damit das Phänomen, dass Kohlenstoff je nach seiner atomaren Struktur sowohl ein elektrischer Isolator (Diamant) wie ein elektrischer Leiter (Graphit) sein kann. Die Umwandlung der diamantähnlichen Struktur entlang der Ionenspur geschieht durch ein "Aufschmelzen" aufgrund der hohen Energieübertragung und einer anschließenden Erstarrung in einer graphitischen Struktur.

Der Vorteil dieses Verfahrens gegenüber einer lithographisch erzeugten Kathodenschicht liegt in der einfacheren Herstellung und der höheren Lebensdauer der stromleitenden Stellen. Die Preisträger des Hahn-Meitner-Technologie-Transfer-Preises 2000, Prof. Dr. Alois Weidinger, Dr. Johann Krauser, Dr. Wolfgang Harneit, Markus Waiblinger und Bernd Mertesacker, wollen jetzt in Zusammenarbeit mit der Industrie die Voraussetzungen einer großtechnischen Fertigung klären.

Die insgesamt zwölf Beiträge des Wettbewerbs um den Hahn-Meitner-Technologie-Transfer-Preis 2000 erstrecken sich im wesentlichen über das gesamte Forschungsspektrum des Hahn-Meitner-Instituts und betreffen Ergebnisse von der Solarenergieforschung (Photovoltaik und Brennstoffzellenforschung) bis zur grundlagenorientierten Strukturforschung mit dem Schwerpunkt Neutronenoptik.

  • Link kopieren

Das könnte Sie auch interessieren

  • Susanne Nies in EU-Beratergruppe zu Green Deal berufen
    Nachricht
    12.11.2025
    Susanne Nies in EU-Beratergruppe zu Green Deal berufen
    Dr. Susanne Nies leitet am HZB das Projekt Green Deal Ukraina, das den Aufbau eines nachhaltigen Energiesystems in der Ukraine unterstützt. Die Energieexpertin wurde nun auch in die wissenschaftliche Beratergruppe der Europäischen Kommission berufen, um im Zusammenhang mit der Netto-Null-Zielsetzung (DG GROW) regulatorische Belastungen aufzuzeigen und dazu zu beraten.
  • Die Zukunft der Korallen – Was Röntgenuntersuchungen zeigen können
    Interview
    12.11.2025
    Die Zukunft der Korallen – Was Röntgenuntersuchungen zeigen können
    In diesem Sommer war es in allen Medien. Angetrieben durch die Klimakrise haben nun auch die Ozeane einen kritischen Punkt überschritten, sie versauern immer mehr. Meeresschnecken zeigen bereits erste Schäden, aber die zunehmende Versauerung könnte auch die kalkhaltigen Skelettstrukturen von Korallen beeinträchtigen. Dabei leiden Korallen außerdem unter marinen Hitzewellen und Verschmutzung, die weltweit zur Korallenbleiche und zum Absterben ganzer Riffe führen. Wie genau wirkt sich die Versauerung auf die Skelettbildung aus?

    Die Meeresbiologin Prof. Dr. Tali Mass von der Universität Haifa, Israel, ist Expertin für Steinkorallen. Zusammen mit Prof. Dr. Paul Zaslansky, Experte für Röntgenbildgebung an der Charité Berlin, untersuchte sie an BESSY II die Skelettbildung bei Babykorallen, die unter verschiedenen pH-Bedingungen aufgezogen wurden. Antonia Rötger befragte die beiden Experten online zu ihrer aktuellen Studie und der Zukunft der Korallenriffe. 

  • HZB gewinnt für Recruiting-Kampagne den HR Energy Award 2025
    Nachricht
    11.11.2025
    HZB gewinnt für Recruiting-Kampagne den HR Energy Award 2025
    Das Helmholtz-Zentrum Berlin (HZB) geht neue Wege, um talentierte junge Menschen für eine IT-Ausbildung zu gewinnen. Für die Kampagne „Go for IT! Mit Recruitainment zur IT-Ausbildung“ wurde das HZB mit dem diesjährigen HR Energy Award ausgezeichnet. Mit Gamification-Elementen lässt sich der Bewerbungsprozess für junge Menschen attraktiver und fairer gestalten.