Die Nutzerkoordination auf Roadtour: Werben für europäische Lichtquellen

© HZB / J. Politt

Synchrotrons sind hervorragende Werkzeuge, um Materialien, Zellen oder auch Kulturgüter zu untersuchen. Doch vielen Forschenden aus Osteuropa sind diese Möglichkeiten unbekannt. Das soll sich nun dank des EU-Projektes CALIPSOplus ändern.

Für Beatrix Seidlhofer und Antje Vollmer aus der Abteilung Nutzerkoordination hieß es im Oktober 2017 Koffer packen. Das ist nichts Ungewöhnliches, denn beide sind dienstlich oft unterwegs. Meistens reisen sie nach West-, Nord- oder Südeuropa, doch dieses Mal ging ihre Reise nach Rumänien. Vor zehn Jahren wurde das Land neu in die EU aufgenommen. Es ist noch immer einer der ärmsten Staaten Europas: In Rumänien liegt das Bruttoinlandsprodukt  bei nur 8600 Euro pro Kopf, in Deutschland sind es 38.000 Euro.

„Bildung und Forschung könnten einen Weg in eine bessere Zukunft bahnen. Genau aus diesem Grund sind wir dorthin gefahren. Wir wollten unseren rumänischen Kollegen zeigen, welche Chancen die Lichtquellen in Europa bieten und dass sie Unterstützung bekommen, um dort zu messen“, sagt Beatrix Seidlhofer.

Ermöglicht werden diese Zuschüsse durch das EU-Projekt CALIPSPOplus. Es fördert den internationalen Austausch von Wissenschaftlern und den transnationalen Zugang zu den europäischen Lichtquellen. Dafür stellt die EU zehn Millionen Eurobereit. Mit den Geldern können nicht nur Messgäste bei Reisen finanziell unterstützt werden. Ein spezielles Partnerprogramm sieht auch vor, dass osteuropäische Forscher an den Lichtquellen von erfahrenen Experten betreut und angelernt werden. „Das sind tolle Möglichkeiten, für die wir aktiv in den neuen EU-Staaten werben wollen“, sagt Antje Vollmer, die Leiterin der Nutzerkoordination. Sie koordiniert das vom HZB geleitetet Partnerprogramm („Twinning Programme“) im Rahmen von CALIPSOplus.

Deshalb sind die HZB-Mitarbeiterinnen nach Rumänien gereist und haben die europäischen Lichtquellen Forschern aus zwei Universitäten und zwei Instituten vorgestellt. Dabei sprachen sie mit ihnen über ihre Arbeit und ihre Messzeit-Wünsche. „Die Forschung in Rumänien ist sehr aktuell und innovativ. Es gibt unter anderem mehrere Gruppen, die an Solarzellen forschen. Aber auch in der Mikrobiologie, Magnetismus oder Bionik haben wir interessante Projekte kennengelernt“, erzählt Seidlhofer. „Doch kaum jemand wusste, dass Messzeiten an BESSY II und anderen Lichtquellen in Europa für Unis kostenfrei sind.“ Die Informationen seien mit Begeisterung aufgenommen worden, einige Forscher wollten sogar sofort Messzeitanträge einreichen.

In Timişoara, einer Universitätsstadt im Westen des Landes, hat Beatrix Seidlhofer einen Vortrag für Abiturienten gehalten; sie selbst spricht gut rumänisch. „In Rumänien entscheiden sich immer weniger Abiturienten für die Naturwissenschaften. Deshalb wurde ich gebeten, an der Uni mit Schulabsolventen zu sprechen, um sie für Physik zu begeistern.“ Am Ende des Vortrags gab es nicht nur viele Fragen, sondern sogar Standing-Ovation der Schüler.

Nach fünf Tagen endete ihre Rundtour. Nicht nur in Rumänien, sondern auch in Berlin wirken die Eindrücke der Reise nach: „Der erste Besuch im Rahmen des CALIPSOplus-Partnerprogramms hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, persönliche Kontakte zu knüpfen. In den neuen Mitgliedsstaaten der EU gibt es viele talentierte Menschen, die voller Ideen sind und mit wenig Geld ausgeklügelte Messvorrichtungen bauen“, sagt Beatrix Seidlhofer. Ihre Rundtour wollen sie auch 2018 fortsetzen: Dann geht die Reise nach Bulgarien, Ungarn und Portugal.

(sz)

  • Link kopieren

Das könnte Sie auch interessieren

  • Schlüsseltechnologie für eine Zukunft ohne fossile Energieträger
    Interview
    21.08.2025
    Schlüsseltechnologie für eine Zukunft ohne fossile Energieträger
    Im Juni und Juli 2025 verbrachte der Katalyseforscher Nico Fischer Zeit am HZB. Es war sein „Sabbatical“, für einige Monate war er von seinen Pflichten als Direktor des Katalyse-Instituts in Cape Town entbunden und konnte sich nur der Forschung widmen. Mit dem HZB arbeitet sein Institut an zwei Projekten, die mit Hilfe von neuartigen Katalysatortechnologien umweltfreundliche Alternativen erschließen sollen. Mit ihm sprach Antonia Rötger.

  • 5000. Patient in der Augentumortherapie mit Protonen behandelt
    Nachricht
    19.08.2025
    5000. Patient in der Augentumortherapie mit Protonen behandelt
    Seit mehr als 20 Jahren bieten die Charité – Universitätsmedizin Berlin und das Helmholtz-Zentrum Berlin (HZB) gemeinsam die Bestrahlung von Augentumoren mit Protonen an. Dafür betreibt das HZB einen Protonenbeschleuniger in Berlin-Wannsee, die medizinische Betreuung der Patienten erfolgt durch die Charité. Anfang August wurde der 5000. Patient behandelt.
  • Iridiumfreie Katalysatoren für die saure Wasserelektrolyse untersucht
    Science Highlight
    13.08.2025
    Iridiumfreie Katalysatoren für die saure Wasserelektrolyse untersucht
    Wasserstoff wird künftig eine wichtige Rolle spielen, als Brennstoff und als Rohstoff für die Industrie. Um jedoch relevante Mengen an Wasserstoff zu produzieren, muss Wasserelektrolyse im Multi-Gigawatt-Maßstab machbar werden. Ein Engpass sind die benötigten Katalysatoren, insbesondere Iridium ist ein extrem seltenes Element. Eine internationale Kooperation hat daher Iridiumfreie Katalysatoren für die saure Wasserelektrolyse untersucht, die auf dem Element Kobalt basieren. Durch Untersuchungen, unter anderem am LiXEdrom an der Berliner Röntgenquelle BESSY II, konnten sie Prozesse bei der Wasserelektrolyse in einem Kobalt-Eisen-Blei-Oxid-Material als Anode aufklären. Die Studie ist in Nature Energy publiziert.