20 Prozent mehr Patienten erhielten 2019 eine Protonentherapie

Für jeden Patienten wird eine individuelle Augenblende angefertigt, die das umliegende Gewebe vor dem Protonenstrahl schützt.

Für jeden Patienten wird eine individuelle Augenblende angefertigt, die das umliegende Gewebe vor dem Protonenstrahl schützt. © HZB

Anzahl der Patienten, die die gemeinsam von Charité und HZB angebotene Protonentherapie erhielten.

Anzahl der Patienten, die die gemeinsam von Charité und HZB angebotene Protonentherapie erhielten. © HZB/J. Politt

Seit mehr als 20 Jahren bieten die Charité – Universitätsmedizin Berlin und das Helmholtz-Zentrum Berlin (HZB) gemeinsam die Bestrahlung von Augentumoren mit Protonen an. 2019 wurden so viele Patienten wie noch nie zuvor in Berlin-Wannsee behandelt. 276 Patienten – und damit 20 Prozent mehr als im Vorjahr – unterzogen sich der Protonentherapie. Die Behandlung ist auf Aderhautmelanome des Auges spezialisiert. Der Protonenbeschleuniger am HZB ist die einzige Therapiestätte für diese Erkrankung in Deutschland. 

500 bis 600 Menschen sind jährlich in Deutschland von einem malignen Aderhautmelanom betroffen. In 97 Prozent der Fälle lässt sich der Tumor durch eine Bestrahlung mit Protonen vollkommen zerstören. In den meisten Fällen kann nicht nur das Auge, sondern auch die Sehkraft in einem befriedigenden Maß erhalten werden. „Die Bestrahlung mit Protonen ist eine besonders effektive Methode: Die Energie des Protonenstrahls lässt sich so einstellen, dass praktisch nur der Tumor die Strahlung abbekommt. Da die Protonen eine geradlinige Flugbahn haben, ist die seitliche Streuung viel geringer als bei Röntgenstrahlung“, erklärt Dr. Jens Heufelder, der leitende Medizinphysiker an der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Die Protonen zerstören den Tumor effektiv, während das umliegende gesunde Gewebe weitgehend geschont wird.

Um den Patientenanstieg in 2019 zu bewältigen, wurde der Behandlungsbetrieb am Protonenbeschleuniger auf 12 Stunden ausgedehnt. Zirka 45 Prozent der Patienten kamen aus der Region Berlin-Brandenburg, die anderen Erkrankten reisten aus anderen Bundesländern und dem europäischen Ausland (zirka 8 Prozent) an. Der jüngste Patient, der 2019 eine Protonentherapie am HZB erhielt, war 8 Jahre alt, der älteste Patient 96 Jahre. Das Durchschnittalter betrug 61 Jahre.

Seit 1998 wurden mehr als 3.700 Patienten mit Protonen aus dem Beschleuniger des HZB behandelt. „Der Erfolg der Protonentherapie basiert auf der Zusammenarbeit von Augenärzten, Medizinphysikern und Beschleunigerexperten. Dadurch konnte die Therapie zum Wohl der Patienten in den vergangenen Jahren immer weiter verbessert werden“, erklärt Prof. Dr. Andrea Denker, Leiterin der Protonentherapie am HZB. 

(sz)

  • Link kopieren

Das könnte Sie auch interessieren

  • HZB-Patent zur Halbleitercharakterisierung geht in die Serienproduktion
    Nachricht
    10.10.2024
    HZB-Patent zur Halbleitercharakterisierung geht in die Serienproduktion
    Ein HZB-Team hat einen innovativen Monochromator entwickelt, der nun von einem Unternehmen produziert und vermarktet wird. Das Gerät ermöglicht es, die optoelektronischen Eigenschaften von Halbleitermaterialien kontinuierlich und rasch mit hoher Präzision zu erfassen, und zwar über einen breiten Spektralbereich vom nahen Infrarot bis ins tiefe Ultraviolett. Dabei wird Streulicht effizient unterdrückt. Die Innovation ist für die Entwicklung neuer Materialien interessant und auch einsetzbar, um industrielle Prozesse besser zu kontrollieren.
  • Photovoltaik-Reallabor knackt die Marke von 100 Megawattstunden
    Nachricht
    27.09.2024
    Photovoltaik-Reallabor knackt die Marke von 100 Megawattstunden
    Vor rund drei Jahren ging das Reallabor am HZB in Betrieb. Seitdem liefert die Photovoltaik-Fassade Strom aus Sonnenlicht. Am 27. September 2024 wurde die Marke von 100 Megawattstunden erreicht.

  • BESSY II: Heterostrukturen für die Spintronik
    Science Highlight
    20.09.2024
    BESSY II: Heterostrukturen für die Spintronik
    Spintronische Bauelemente arbeiten mit magnetischen Strukturen, die durch quantenphysikalische Wechselwirkungen hervorgerufen werden. Nun hat eine Spanisch-Deutsche Kooperation Heterostrukturen aus Graphen-Kobalt-Iridium an BESSY II untersucht. Die Ergebnisse belegen, wie sich in diesen Heterostrukturen zwei erwünschte quantenphysikalische Effekte gegenseitig verstärken. Dies könnte zu neuen spintronischen Bauelementen aus solchen Heterostrukturen führen.