Durchbruch bei EMIL: Erstmalig Undulator-Strahlung am CAT-Experiment

Das Strahlrohr von BESSY II gelangt &uuml;ber ein kleines "Fenster" (unten links) in das Energy Materials in-situ Lab (EMIL@BESSY II), in dem nun die erste Undulator-Strahlung gemessen wurde.</p>
<p>Foto: HZB/David Ausserhofer

Das Strahlrohr von BESSY II gelangt über ein kleines "Fenster" (unten links) in das Energy Materials in-situ Lab (EMIL@BESSY II), in dem nun die erste Undulator-Strahlung gemessen wurde.

Foto: HZB/David Ausserhofer

<!-- [if !supportAnnotations]--><!--[endif]-->Schematischer Aufbau der EMIL-Strahlrohre sowie die Flusskurven und Parameter der beiden Undulator-Lichtquellen UE48 und U17.<a id="_anchor_1" name="_msoanchor_1" href="#_msocom_1" class="msocomanchor"></a></p>
<div></div>

Schematischer Aufbau der EMIL-Strahlrohre sowie die Flusskurven und Parameter der beiden Undulator-Lichtquellen UE48 und U17.

Als das EMIL-Labor (Energy-Materials In-Situ Laboratory Berlin) vor einem Jahr im Beisein von Bundesforschungsministerin, Johanna Wanka, feierlich eingeweiht wurde, war dies ein großer Meilenstein für die Energiematerial-Forschung am HZB. Seitdem wird darauf hingearbeitet, das Röntgenlicht aus BESSY II zu den EMIL-Apparaturen durchzuleiten. Bis das BESSY-Licht zur Verfügung steht, arbeiten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit Röntgenlicht aus einer konventionellen Laborquelle. Nun ist es den Strahlrohrverantwortlichen gelungen, die aus dem Undulator UE48 kommende Strahlung erstmalig von der BESSY II-Experimentierhalle bis in das EMIL-Labor zum CAT-Experiment zu fädeln. Dort wurde es mit einer Fokus-Messkammer quantitativ vermessen.

„Alle für den späteren Messbetrieb wichtigen Parameter wie Strahldurchmesser (108 x 56 µm2), Photonenfluss (ca. 1012 s-1) sowie Auflösungsvermögen (50 meV bei 400 eV) entsprechen den Erwartungen und den berechneten Werten“, sagt der verantwortliche Projektleiter, Dr. Franz Schäfers.

Damit verspricht das Strahlrohr eines der leistungsfähigsten in diesem Energiebereich zu sein. Insgesamt gibt es zwei Strahlrohre, die das Röntgenlicht aus BESSY II zum EMIL-Labor bringen. Sie sind das Bindeglied zwischen Lichtquelle und Experiment und haben eine Vielzahl von Anforderungen zu erfüllen. Die beiden zu EMIL@BESSY II führenden Strahlrohre gehören laut Schäfers „zu den komplexesten optischen Aufbauten, die bisher an einem Speicherring für Synchrotronstrahlung realisiert wurden“. Die Komplexität hat mehrere Gründe:

Die EMIL-Strahlrohre

Die weiche und harte Röntgenstrahlung wird in zwei verschiedenen Undulatoren – so heißen die magnetischen Aufbauten im Speicherring – erzeugt. Sie wird in zwei getrennten Strahlrohren transportiert, monochromatisiert und fokussiert und dann wieder in einem Punkt zusammengeführt. Dies geschieht an den drei Fokuspunkten (SISSY-I, SISSY-II und CAT). Zusätzlich gibt es zwei weitere Experimente, die ausschließlich die weiche (PEEM) bzw. die harte Strahlung (PINK) verarbeiten. Diese Vielfalt in der Lichtführung erfordert eine Vielzahl optischer Elemente ((Umlenk-)Spiegel, Beugungsgitter, Kristalle). Deren optische Spezifikation wurde vorab im hauseigenen Optiklabor überprüft und danach in Ultrahochvakuum (UHV-) Kammern hochpräzise justierbar eingemessen.

Da die Röntgenstrahlung nur kleine Ablenkwinkel erlaubt, musste das gesamte Strahlrohrsystem in einem schmalen, langen Korridor aufgebaut werden. Auf einer Grundfläche von einem Meter Breite und 60 Metern Länge befinden sich daher bis zu 6 Strahlrohre mit 17 UHV-Kammern und 26 optischen Elementen, und alles ruht auf drei unterschiedlichen Fundamenten. Das gesamte UHV-Strahlrohrsystem hat eine Länge von zirka 180 Metern.

Die nächsten Schritte

Der jetzt erreichte Meilenstein weckt die Vorfreude beim gesamten EMIL-Team auf die endgültige Fertigstellung des Laborkomplexes. Bis es soweit ist, bleibt jedoch noch viel zu tun, sagt Franz Schäfers: „Als nächstes soll das aus dem Undulator UE48 ankommende BESSY-Licht über einen weiteren Umlenkspiegel auf den SISSY-I Fokus gelenkt werden. Der Undulator U17 für die harte Röntgenstrahlung wird voraussichtlich während der kommenden Abschaltphase des Speicherrings Mitte Dezember 2017 eingebaut werden.“

Dieses Strahlrohr ist jedoch noch komplexer als das oben beschriebene. Es verfügt nicht nur über einen Plangitter-Monochromator für die erste Harmonische zwischen 700 eV und 2000 eV, sondern zusätzlich über einen Doppelkristallmonochromator (DCM) für die Strahlung der höheren Harmonischen oberhalb von 2000 eV. Dabei entsteht auf dem ersten Monochromator-Kristall reichlich Wärme, sodass mit flüssigem Stickstoff gekühlt werden muss. Diese Kühl-Technologie kam bei BESSY II bisher noch nicht zur Anwendung.

Beide Monochromatoren im U17-Hartröntgenzweig werden alternativ in Betrieb sein, während die beiden Undulatoren gleichzeitig betrieben werden und somit zwei Experimente zeitgleich bedienen können.

Im EMIL-Labor widmen sich HZB-Forschende zusammen mit ihren Kooperationspartnern der Synthese sowie der in-situ- und in-operando-Röntgenanalyse von Materialien, die für die Energie-Umwandlung und Energie-Speicherung relevant sind. Dies erfolgt vor allem im SISSY-Labor des HZB. Im CAT-Labor der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) werden katalytische Prozesse für die Energie-Konversion unter realitätsnahen Bedingungen (ambient pressure) untersucht.

Sehen Sie hier im zweiminütigen Video, welche Möglichkeiten EMIL bietet.

red

  • Link kopieren

Das könnte Sie auch interessieren

  • Berliner Wissenschaftspreis geht an Philipp Adelhelm
    Nachricht
    24.07.2025
    Berliner Wissenschaftspreis geht an Philipp Adelhelm
    Der Batterieforscher Prof. Dr. Philipp Adelhelm wird mit dem Berliner Wissenschaftspreis 2024 ausgezeichnet.  Er ist Professor am Institut für Chemie der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) und leitet eine gemeinsame Forschungsgruppe der HU und des Helmholtz-Zentrums Berlin (HZB). Der Materialwissenschaftler und Elektrochemiker forscht zur Entwicklung nachhaltiger Batterien, die eine Schlüsselrolle für das Gelingen der Energiewende spielen. International zählt er zu den führenden Expert*innen auf dem Gebiet der Natrium-Ionen-Batterien.
  • Schriftrollen aus buddhistischem Schrein an BESSY II virtuell entrollt
    Science Highlight
    23.07.2025
    Schriftrollen aus buddhistischem Schrein an BESSY II virtuell entrollt
    In der mongolischen Sammlung des Ethnologischen Museums der Staatlichen Museen zu Berlin befindet sich ein einzigartiger Gungervaa-Schrein. Der Schrein enthält auch drei kleine Röllchen aus eng gewickelten langen Streifen, die in Seide gewickelt und verklebt sind. Ein Team am HZB konnte die Schrift auf den Streifen teilweise sichtbar machen, ohne die Röllchen durch Aufwickeln zu beschädigen. Mit 3D-Röntgentomographie erstellten sie eine Datenkopie des Röllchens und verwendeten im Anschluss ein mathematisches Verfahren, um den Streifen virtuell zu entrollen. Das Verfahren wird auch in der Batterieforschung angewandt.
  • Natrium-Ionen-Batterien: Neuer Speichermodus für Kathodenmaterialien
    Science Highlight
    18.07.2025
    Natrium-Ionen-Batterien: Neuer Speichermodus für Kathodenmaterialien
    Batterien funktionieren, indem Ionen zwischen zwei chemisch unterschiedlichen Elektroden gespeichert und ausgetauscht werden. Dieser Prozess wird Interkalation genannt. Bei der Ko-Interkalation werden dagegen sowohl Ionen als auch Lösungsmittelmoleküle in den Elektrodenmaterialien gespeichert, was bisher als ungünstig galt. Ein internationales Team unter der Leitung von Philipp Adelhelm hat nun jedoch gezeigt, dass die Ko-Interkalation in Natrium-Ionen-Batterien mit den geeigneten Kathodenmaterialien funktionieren kann. Dieser Ansatz bietet neue Entwicklungsmöglichkeiten für Batterien mit hoher Effizienz und schnellen Ladefähigkeiten. Die Ergebnisse wurden in Nature Materials veröffentlicht.