Wasserverteilung in der Brennstoffzelle in 4D sichtbar gemacht

Die Sequenz zeigt, wie sich das Wasservolumen in den Funktionsschichten (grün) während des Starts der Brennstoffzelle zeitlich entwickelt. Das Wasser nimmt zu, bis ein Gleichgewichtszustand zwischen Wasseran- und -abbau erreicht ist.

Die Sequenz zeigt, wie sich das Wasservolumen in den Funktionsschichten (grün) während des Starts der Brennstoffzelle zeitlich entwickelt. Das Wasser nimmt zu, bis ein Gleichgewichtszustand zwischen Wasseran- und -abbau erreicht ist. © HZB

Die Brennstoffzelle (grau) dreht sich während der Aufnahme um ihre Längsachse. Aus den Messdaten wird ersichtlich, wie das Wasservolumen während des Zellbetriebs in den Funktionsschichten (grün) und Kanälen anwächst. In den Anodenkanälen (rot) bildet sich weniger Wasser als in der Kathode (blau).

Die Brennstoffzelle (grau) dreht sich während der Aufnahme um ihre Längsachse. Aus den Messdaten wird ersichtlich, wie das Wasservolumen während des Zellbetriebs in den Funktionsschichten (grün) und Kanälen anwächst. In den Anodenkanälen (rot) bildet sich weniger Wasser als in der Kathode (blau). © HZB

Das Video zeigt die Wasseranreicherung in den Kathodenkanälen während der ersten 600 Sekunden des Starts der Brennstoffzelle. Das Wasser beginnt sich an den Kanten und Ecken der Kanäle abzulagern. © HZB

10.03 s

Teams aus dem Helmholtz-Zentrum Berlin (HZB) und dem University College London (UCL) haben zum ersten Mal die Wasserverteilung in einer Brennstoffzelle dreidimensional und in Echtzeit visualisiert. Dafür werteten sie Messdaten aus, die noch an der Neutronenquelle BER II am HZB gewonnen wurden. Die Analyse öffnet neue Möglichkeiten zu effizienteren und damit kostengünstigeren Brennstoffzellen.

„In einer Brennstoffzelle werden Wasserstoff und Sauerstoff zu Wasser kombiniert. Dabei entsteht elektrische Energie“, erklärt Ralf Ziesche von der Imaging-Gruppe des HZB. „Das wohl wichtigste Bauteil innerhalb der Brennstoffzelle ist eine Membran.“ Mit zirka 20 Mikrometern ist diese Membran etwa halb so dick wie ein menschliches Haar, sie wird mit verschiedenen funktionalen Schichten zu einem etwa 600 Mikrometer breiten Trennbereich innerhalb der Brennstoffzelle verbunden.

„Der Membranverbund entreißt den Wasserstoffatomen die Elektronen. Nur die Wasserstoffkerne, also die Protonen – können die Membran passieren.“ Die Elektronen hingegen fließen über einen elektrischen Anschluss ab und werden als elektrischer Strom genutzt. Auf der anderen Seite der Trennwand wird Luft eingelassen. Der darin enthaltene Sauerstoff reagiert mit den Protonen, die durch die Membran kommen, und den Elektronen, die von der anderen Seite des Stromkreises zurückfließen. Es entsteht reines Wasser.

Kanäle sind entscheidend

„Ein Teil des Wassers wird abgeführt. Ein anderer Teil muss in der Brennstoffzelle bleiben, denn die Membran darf nicht austrocknen“, erklärt Ralf Ziesche. „Ist aber zu viel Wasser drin, können die Protonen nicht mehr die Membran durchdringen. An diesen Stellen entstehen tote Bereiche, die Reaktion kann dort nicht mehr ablaufen. Die Effizienz der gesamten Brennstoffzelle sinkt.“ Damit Wasserstoff, Luft und Wasser zu- und abfließen können, sind winzigste Kanäle in Metallplatten zu beiden Seiten der Membran gefräst. Diese Kanäle können optimiert werden, um den Wirkungsgrad der Brennstoffzellen zu erhöhen.

Neutronen statt Röntgenlicht

Dafür ist es von Vorteil, ein möglichst genaues Bild der Wasserverteilung innerhalb der Kanäle zu haben. Dies war das Ziel einer Zusammenarbeit zwischen der Forschungsgruppe vom Electrochemical Innovation Lab (EIL) des University College London (UCL) und des HZB. „Im Prinzip haben wir die Brennstoffzelle einer Computertomografie unterzogen, wie sie auch in der Medizin angewendet wird“, erklärt Nikolay Kardjilov ebenfalls von der Imaging-Gruppe des HZB. Doch während man für medizinische Analysen Röntgenlicht nutzt, griffen Nikolay Kardjilov und sein Team lieber auf Neutronenstrahlung zurück. „Röntgenstrahlen liefern einen viel zu niedrigen Bildkontrast zwischen Wasserstoff und Wasser auf der einen Seite und der Metallstruktur auf der anderen. Neutronen wiederum sind hier ideal.“

3D Abbildung durch Drehung der Brennstoffzelle

Damit standen sie jedoch vor einigen Herausforderungen. Denn um ein dreidimensionales Bild zu erhalten, muss die Strahlungsquelle das abzubildende Objekt umrunden. In der Medizin ist das recht einfach lösbar. Da drehen sich Strahlungsquelle und Scanner um den Patienten, der auf einem Tisch ruht. „Unsere Strahlungsquelle war aber die Berliner Neutronenquelle BER II, wo wir unsere Tomographiestation CONRAD aufgebaut hatten. Und diese Neutronenquelle können wir nicht einfach um die Brennstoffzelle drehen“, sagt Nikolay Kardjilov. Sein Team hat es aber geschafft, die Brennstoffzelle im Neutronenstrahl zu drehen, und zwar samt Zuleitungen für Wasserstoff und Luft, Ableitungen für Wasser und Elektrokabeln. „Bisher waren mit der Neutronenbildgebung nur zweidimensionale Abbildungen aus dem Inneren der Brennstoffzelle gelungen. Jetzt haben wir zum allerersten Mal die Wasserverteilung auch dreidimensional und in Echtzeit, also insgesamt 4D, sichtbar gemacht“, freut sich der Physiker. Seit Ende 2019 ist die Neutronenquelle BER II planmäßig abgeschaltet. Die Arbeiten werden jetzt im Rahmen der gemeinsamen Forschungsgruppe „NI-Matters“ zwischen dem HZB, dem Institut Laue-Langevin und der Universität Grenoble (Frankreich) fortgeführt.

Kai Dürfeld

  • Link kopieren

Das könnte Sie auch interessieren

  • Berliner Wissenschaftspreis geht an Philipp Adelhelm
    Nachricht
    24.07.2025
    Berliner Wissenschaftspreis geht an Philipp Adelhelm
    Der Batterieforscher Prof. Dr. Philipp Adelhelm wird mit dem Berliner Wissenschaftspreis 2024 ausgezeichnet.  Er ist Professor am Institut für Chemie der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) und leitet eine gemeinsame Forschungsgruppe der HU und des Helmholtz-Zentrums Berlin (HZB). Der Materialwissenschaftler und Elektrochemiker forscht zur Entwicklung nachhaltiger Batterien, die eine Schlüsselrolle für das Gelingen der Energiewende spielen. International zählt er zu den führenden Expert*innen auf dem Gebiet der Natrium-Ionen-Batterien.
  • Schriftrollen aus buddhistischem Schrein an BESSY II virtuell entrollt
    Science Highlight
    23.07.2025
    Schriftrollen aus buddhistischem Schrein an BESSY II virtuell entrollt
    In der mongolischen Sammlung des Ethnologischen Museums der Staatlichen Museen zu Berlin befindet sich ein einzigartiger Gungervaa-Schrein. Der Schrein enthält auch drei kleine Röllchen aus eng gewickelten langen Streifen, die in Seide gewickelt und verklebt sind. Ein Team am HZB konnte die Schrift auf den Streifen teilweise sichtbar machen, ohne die Röllchen durch Aufwickeln zu beschädigen. Mit 3D-Röntgentomographie erstellten sie eine Datenkopie des Röllchens und verwendeten im Anschluss ein mathematisches Verfahren, um den Streifen virtuell zu entrollen. Das Verfahren wird auch in der Batterieforschung angewandt.
  • Langzeittest zeigt: Effizienz von Perowskit-Zellen schwankt mit der Jahreszeit
    Science Highlight
    21.07.2025
    Langzeittest zeigt: Effizienz von Perowskit-Zellen schwankt mit der Jahreszeit
    Auf dem Dach eines Forschungsgebäudes am Campus Adlershof läuft ein einzigartiger Langzeitversuch: Die unterschiedlichsten Solarzellen sind dort über Jahre Wind und Wetter ausgesetzt und werden dabei vermessen. Darunter sind auch Perowskit-Solarzellen. Sie zeichnen sich durch hohe Effizienz zu geringen Herstellungskosten aus. Das Team um Dr. Carolin Ulbrich und Dr. Mark Khenkin hat Messdaten aus vier Jahren ausgewertet und in der Fachzeitschrift Advanced Energy Materials vorgestellt. Dies ist die bislang längste Messreihe zu Perowskit-Zellen im Außeneinsatz. Eine Erkenntnis: Standard-Perowskit-Solarzellen funktionieren während der Sommersaison auch über mehrere Jahre sehr gut, lassen jedoch in der dunkleren Jahreszeit etwas nach. Die Arbeit ist ein wichtiger Beitrag, um das Verhalten von Perowskit-Solarzellen unter realen Bedingungen zu verstehen.