Nachruf für Prof. Hans Ackermann
Nach längerer Krankheit starb Prof. Dr. Hans Ackermann am 25. März 2023 im Alter von 87 Jahren. Hans Ackermann war in vielen Funktionen für das Hahn-Meitner-Institut in den 1980er und 1990er Jahren tätig. In dieser Zeit war er einer der führenden Forscher auf dem Gebiet der nuklearen Festkörperphysik, der sich prägend und intensiv für diese Forschungsrichtung und ihre Förderung eingesetzt hat.
Unvergessen ist sein Einsatz im Rahmen der Verbundforschung des Bundes zur Förderung von universitären Forschergruppen bei der Nutzung von Großgeräten des Bundes, hauptsächlich der Geräte, die von Instituten der HGF betrieben werden wie Neutronenquellen, Synchrotronstrahlungsquellen und Beschleuniger für die Nutzung nuklearer Sonden und Ionenstrahlen, aber auch Einrichtungen wie ISOLDE am CERN. Lange Jahre wirkte er dabei im Komitee für Nukleare Sonden und Ionenstrahlen, dabei auch einige Jahre als dessen Vorsitzender. Sein Engagement für das Hahn-Meitner-Institut (jetzt HZB) zeigte er in Tätigkeiten wie z.B. als Beiratsmitglied, als VICKSI- und danach ISL-Nutzerausschussmitglied, auch einige Jahre als Vorsitzender des Nutzerausschusses.
Nachdem er mehrere Jahre am Institut Laue-Langevin in Grenoble Experimente an ß-instabilen Kernen zu Fragen von Diffusion und Einbau isolierter Fremdatome im Festkörper durchgeführt hatte, suchte er nach alternativen Erzeugungsmöglichkeiten der kurzlebigen ß-Emitter für die ß-NMR sowohl am kleinen Beschleuniger in Giessen als auch an VICKSI des HMI. Über die Finanzierung von Experimentiereinrichtungen an Großgeräten des Bundes baute er bzw. seine Marburger Gruppe dann zusammen mit dem HMI-Forscher Wolf-Dietrich Zeitz einen ß-NMR Messplatz auf, womit die Untersuchungsmöglichkeiten an ISL speziell für Fremdatome als Dotieratome von Halbleitern in geringster Konzentration deutlich erweitert wurden. Herr Zeitz wurde mit der Apparatur, wie man heute sagen würde, zum "Beamline Scientist" oder "Local Contact" für die ß-NMR, besonders für Experimente der Arbeitsgruppe von Hans Ackermann aus Marburg in Berlin. Einige Dissertationen, zum Teil auch in Marburg dann akademisch abgeschlossen, sind so entstanden. Mit der Beendigung des Forschungsprogramms für die Grundlagenforschung und Schließung von ISL wurde die Apparatur an die ISOLDE am CERN transferiert, dann ergab sich aber auch Interesse an der Beschleunigeranlage TRIUMF, Vancouver in Canada, in komplementärer Ergänzung der dortigen μSR, mit Hilfe der ß-NMR gebundene Metallionen in biologischen Makromolekülen zu untersuchen.
Noch in seiner aktiven Zeit, besonders in seinem Marburger Umfeld, setzte er sich für die Entwicklung regenerativer Energie ein. Seine dabei gewonnene Erfahrung gab er wohl auch damals schon als Berater an das HMI weiter und setzte sich für die Forschung zur Photovoltaik am HMI ein. Sicher hatte er auch Anteil daran, dass daraus in der Photovoltaik gute Kontakte nach Marburg entstanden, die ja auch zum Wechsel einiger hochrangiger Forscher nach Berlin ans HMI, jetzt HZB, führten (z.B. Prof Walther Fuhs, Prof Klaus Lips, damals noch als Postdoc).
Ganz persönlich ist mir die gemeinsame Teilnahme an der Internationalen Konferenz zu Hyperfine Interaction im August 1989 in Prag in Erinnerung, aber auch, erstmals mit Teilnehmern aus den ehemaligen Akademieinstituten, die Verbundtagung des Verbundes "Nukleare Sonden und Ionenstrahlen" im Oktober 1990 in Berlin, die Alois Weidinger und ich geleitet hatten und die wir mit einem Abstecher zum Brandenburger Tor zu Mitternacht unterbrachen. Da muss natürlich auch daran erinnert werden, dass er diverse Mitglieder der ehemaligen DDR-Akademie dabei unterstützt hat, sich mit den für sie damals neuen Möglichkeiten des Experimentierens, z.B. an der ISOLDE am CERN, zurechtzufinden.