MXene als Wasserstoff-Speicher: Auf die Diffusionsprozesse kommt es an

<p class="x_MsoNormal">Schematische Darstellung des Kristallgitters von Ti<sub>3</sub>C<sub>2</sub> mit Wasserstoff und den zugeh&ouml;rigen Bindungsorbitalen. Links: normal zur c-Achse und rechts senkrecht zur c-Achse.</p>
<p class="x_MsoNormal">&nbsp;

Schematische Darstellung des Kristallgitters von Ti3C2 mit Wasserstoff und den zugehörigen Bindungsorbitalen. Links: normal zur c-Achse und rechts senkrecht zur c-Achse.

  © N. Nickel / HZB

Für die Speicherung von Wasserstoff sind 2D-Materialien wie MXene von großem Interesse. Ein Experte aus dem HZB hat die Diffusion von Wasserstoff in MXene mittels Dichtefunktionaltheorie untersucht. Die Modellierungen liefern Einblicke in die wichtigsten Diffusionsmechanismen und die Wechselwirkung von Wasserstoff mit Ti3C2 MXene und liefern eine belastbare Grundlage für experimentelle Untersuchungen.

Wasserstoff ist ein Energieträger, der sich durch Elektrolyse von Wasser mit „grünem“ Strom klimafreundlich produzieren lässt. Allerdings ist die Speicherung von Wasserstoff nicht ganz einfach. Hier könnten MXene eine interessante Option bieten. MXene sind Verbindungen aus Metall und Stickstoff oder Kohlenstoff, die eine zweidimensionale hexagonale Struktur bilden und dadurch besondere physikalische und chemische Eigenschaften besitzen. Sowohl in als auch zwischen den 2D Schichten können sich Atome und Moleküle, beispielsweise Wasserstoff, einlagern. „Wir wissen aber, dass Wasserstoffatome und sogar Moleküle komplexe Bindungen in MXene und an dessen Oberflächen bilden“, sagt Prof. Dr. Norbert Nickel, Physiker am HZB. Will man Wasserstoff speichern, kommt es aber auch darauf an, dass sich der im Material gebundene Wasserstoff bei Bedarf auch wieder aus dem Material herauslösen lässt.

Experimentell wurde bereits mit Neutronenstreuexperimenten gezeigt, dass sich Wasserstoff in das MXen-Material Ti3C2 einlagern lässt. Wie genau aber die Wasserstofforbitale mit den Titan- und Kohlenstoff-Orbitalen wechselwirken, hat Nickel bereits in 2024 mit Hilfe der etablierten Dichtefunktionaltheorie berechnet. Seine Ergebnisse geben Aufschluss über die Art der chemischen Bindung von Wasserstoff, sowie über den Einfluss der Temperatur auf den Diffusionsprozess (Annalen der Physik, 536, 2400011 (2024)). Die quantenmechanischen Berechnungen der Wechselwirkungen zwischen Wasserstoffatomen und Molekülen mit Ti3C2 zeigen jedoch, dass das einfache Bild der chemischen Bindung nicht reicht, um die Bindungseigenschaften von Wasserstoff zu beschreiben.

In einer neuen Arbeit in 2025 hat Nickel nun die chemischen Orbitale weiter analysiert: Dabei zeigten die Berechnungen, dass interstitielle Wasserstoffatome und Moleküle s-artige Bindungen mit benachbarten Titanatomen und s-p Hybridorbitale mit benachbarten Kohlenstoffatomen bilden.

Für den Diffusionsprozess ist es wichtig, dass solche chemischen Bindungen gelöst werden können. In Festkörpern können Fremdatome, z.B. Wasserstoff, entweder über Leerstellen oder über Zwischengitterplätze diffundieren. Die Diffusion hängt also von der Konzentration von Leerstellen und Zwischengitterplätzen ab. „Die Modellierung zeigt, dass der Transport von Wasserstoff in Ti3C2 über Zwischengitterplätze erfolgt und die Diffusion über Leerstellen keine Rolle spielt“, fasst Nickel das Ergebnis zusammen. Dadurch können Wasserstoffatome und Moleküle in Ti3C2 MXene eine hohe Beweglichkeit mit Diffusionskoeffizienten von 2.4 × 10−5 cm−2/s bei einer moderaten Temperatur von 500 K erreichen.  

Die Berechnungen der orbitalen Wechselwirkungen von Wasserstoff und Ti3C2 ermöglichen außerdem erstmals im Voraus abzuschätzen, in welchen Parameterbereichen besonders interessante experimentelle Beobachtungen zu erwarten sind, zum Beispiel mit spektroskopischen Messungen an BESSY II.

arö

  • Link kopieren

Das könnte Sie auch interessieren

  • Berliner Wissenschaftspreis geht an Philipp Adelhelm
    Nachricht
    24.07.2025
    Berliner Wissenschaftspreis geht an Philipp Adelhelm
    Der Batterieforscher Prof. Dr. Philipp Adelhelm wird mit dem Berliner Wissenschaftspreis 2024 ausgezeichnet.  Er ist Professor am Institut für Chemie der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) und leitet eine gemeinsame Forschungsgruppe der HU und des Helmholtz-Zentrums Berlin (HZB). Der Materialwissenschaftler und Elektrochemiker forscht zur Entwicklung nachhaltiger Batterien, die eine Schlüsselrolle für das Gelingen der Energiewende spielen. International zählt er zu den führenden Expert*innen auf dem Gebiet der Natrium-Ionen-Batterien.
  • Schriftrollen aus buddhistischem Schrein an BESSY II virtuell entrollt
    Science Highlight
    23.07.2025
    Schriftrollen aus buddhistischem Schrein an BESSY II virtuell entrollt
    In der mongolischen Sammlung des Ethnologischen Museums der Staatlichen Museen zu Berlin befindet sich ein einzigartiger Gungervaa-Schrein. Der Schrein enthält auch drei kleine Röllchen aus eng gewickelten langen Streifen, die in Seide gewickelt und verklebt sind. Ein Team am HZB konnte die Schrift auf den Streifen teilweise sichtbar machen, ohne die Röllchen durch Aufwickeln zu beschädigen. Mit 3D-Röntgentomographie erstellten sie eine Datenkopie des Röllchens und verwendeten im Anschluss ein mathematisches Verfahren, um den Streifen virtuell zu entrollen. Das Verfahren wird auch in der Batterieforschung angewandt.
  • Langzeittest zeigt: Effizienz von Perowskit-Zellen schwankt mit der Jahreszeit
    Science Highlight
    21.07.2025
    Langzeittest zeigt: Effizienz von Perowskit-Zellen schwankt mit der Jahreszeit
    Auf dem Dach eines Forschungsgebäudes am Campus Adlershof läuft ein einzigartiger Langzeitversuch: Die unterschiedlichsten Solarzellen sind dort über Jahre Wind und Wetter ausgesetzt und werden dabei vermessen. Darunter sind auch Perowskit-Solarzellen. Sie zeichnen sich durch hohe Effizienz zu geringen Herstellungskosten aus. Das Team um Dr. Carolin Ulbrich und Dr. Mark Khenkin hat Messdaten aus vier Jahren ausgewertet und in der Fachzeitschrift Advanced Energy Materials vorgestellt. Dies ist die bislang längste Messreihe zu Perowskit-Zellen im Außeneinsatz. Eine Erkenntnis: Standard-Perowskit-Solarzellen funktionieren während der Sommersaison auch über mehrere Jahre sehr gut, lassen jedoch in der dunkleren Jahreszeit etwas nach. Die Arbeit ist ein wichtiger Beitrag, um das Verhalten von Perowskit-Solarzellen unter realen Bedingungen zu verstehen.