Interview zur PoF-Begutachtung: »Unsere Perfomance als Team war sehr überzeugend«

Tobias Sontheimer und Olaf Schwarzkopf.

Tobias Sontheimer und Olaf Schwarzkopf. © HZB/M. Setzpfandt

Fast ein Jahr lang dauerte die Vorbereitung auf die große Evaluation im Mai 2025. Olaf Schwarzkopf (Materie und Information) und Tobias Sontheimer (Energie) haben die Begutachtungen seitens der Geschäftsführung koordiniert. Für die lichtblick haben wir mit ihnen gesprochen, wie sie die Evaluierung erlebt haben und welche Erkenntnisse sie mitnehmen.

Wie wichtig waren die Begutachtungen für das HZB?

Schwarzkopf: Bei den Begutachtungen im Mai konnten wir unsere Forschung präsentieren und damit optimale Voraussetzungen für die kommenden Jahre schaffen. Die Begutachtungen legen die Basis für unsere Finanzierung in den Jahren 2028 bis 2034.

Was genau haben die Gutachtenden denn geprüft?

Sontheimer: Zum einen wurden unsere Aktivitäten in den Forschungsbereichen Energie, Information und Materie auf wissenschaftliche Exzellenz bewertet. Zum anderen stand die Frage im Raum, ob wir unsere Themen strategisch ausgerichtet haben. Wo befinden wir uns im internationalen Vergleich? Und holen wir das Beste aus unseren Möglichkeiten heraus?

Schwarzkopf: Es geht dabei aber nicht nur um eine „Benotung“, sondern auch um eine kritische Analyse der Aktivitäten des Zentrums. So ist zum Beispiel sehr gut angekommen, dass wir BESSY II als Operando-Synchrotron für die Energieforschung ausrichten. Dafür haben wir die volle Unterstützung des Gutachtenden-Panels gekriegt. Das ist vielleicht sogar noch wertvoller als eine herausragende Note. Letztendlich kann man die Begutachtung auch als eine Art von Unternehmensberatung begreifen, auch das ist ein Mehrwert.

Was sagen die Gutachtenden zu den einzelnen Forschungsbereichen?

Sontheimer: Für Energie ist uns die wissenschaftliche Exzellenz bestätigt worden. Ein inspirierendes Arbeitsumfeld schafft dafür die Grundlage. Eine wichtige Aussage: in unseren Kerngebieten gehört unsere Forschung zur Weltspitze.

Schwarzkopf: Wenn ich die Ergebnisse für Materie und Information in einem Satz zusammenfassen sollte, dann würde ich sagen: Es war eine eindrucksvolle Bestätigung und Würdigung der bisherigen Arbeit und ein Ansporn für die Zukunft. Insbesondere gab es wertvolle Hinweise für die weitere Entwicklung des Zentrums, zum Beispiel, was wir prioritär ausbauen sollen, um unsere Aktivitäten noch stärker an der Strategie des Zentrums auszurichten.

Können Sie auch forschungsbereichsübergreifend etwas formulieren?

Schwarzkopf: Ja, wir können sagen, dass die Ausrichtung des Zentrums in sich sehr schlüssig ist. Mit unserer Röntgenquelle haben wir ein Alleinstellungsmerkmal, und wir haben auch dort die richtigen Themen gesetzt. Außerdem sind die Kollaborationen für uns sehr relevant.

Und was hat Sie am meisten gefreut?

Sontheimer: Eine Gutachterin hat am Ende der Begutachtung gesagt, dass sie als Gast gekommen sei, aber nun gerne als Teil des HZB-Teams bleiben würde – ein Ort, an dem glückliche Menschen lieben, was sie tun, und die Welt verändern wollen. Die Gutachtenden haben also ganz deutlich gesehen, dass wir am HZB eine Kultur etabliert haben, in der das Arbeiten Freude bereitet, und zwar den Masterand*innen, Promovierenden, Postdocs und leitenden Wissenschafter*innen, aber auch den Kolleg*innen aus der Administration, dem strategischen Management und der Geschäftsführung.

Schwarzkopf: Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Neben den wissenschaftlichen Ergebnissen war unsere Performance als Team sehr überzeugend. Die Gutachtenden zeigten sich beeindruckt davon, wie das HZB-Team in allen Bereichen zusammenarbeitet, und zwar mit Freude und Überzeugung. Alle Beteiligten haben das rübergebracht: diejenigen, die Vorträge gehalten haben, die an den Postern standen, die Führungen gemacht haben, aber auch alle, die für das Catering und die Transfers gesorgt haben und die immer ansprechbar waren, wenn ein Gutachter oder eine Gutachterin eine Frage hatte.

Das ist ein Spirit am Zentrum, den man nicht anordnen kann. Für so etwas haben Gutachtende feine Antennen, sie sind ja Profis. Sie merken, ob eine Person dort steht, die das aus Überzeugung macht. Und da haben wir als Zentrum gepunktet.

Haben sich die Kolleg*innen was Spezielles ausgedacht bei der Präsentation?

Schwarzkopf: Neu war eine Art Gamification. Die Kolleg*innen an den Stationen hatten die Idee und haben dort Steuerungselemente aufgebaut, die die Gutachtenden selbst bedienen konnten. Das ist gut angekommen bei den Gutachtenden, für die ein Tag auch sehr lang ist.

Was war hilfreich bei den Vorbereitungen?

Schwarzkopf: Wir hatten sehr große Unterstützung bei den Proben von den Mitgliedern unseres wissenschaftlichen Beirats. Sie waren hier oder haben online alles verfolgt und uns konkrete Hinweise und Verbesserungsvorschläge gegeben, auch aus ihrer eigenen Erfahrung mit Begutachtungen. 

Sontheimer: Der Aufwand für die Vorbereitung der Evaluation war enorm, auf allen Seiten. Gleichzeitig muss man würdigen, dass der Prozess für alle Beteiligten auch eine Chance war, ihre Aktivitäten gezielt darzustellen. Man sieht dabei, welchen Impact man selbst hat und wie sich darauf aufbauend eine Strategie des Zentrums etablieren lässt. Das bedeutet, dass der PoF-Prozess nicht nur für die Bewertung von außen wichtig ist, sondern auch einen sehr großen Effekt nach innen hat.

Gab es neben der wissenschaftlichen Exzellenz weitere wichtige Themen?

Sontheimer: Wichtige Aspekte waren Talentmanagement und Diversität. Die Gutachter*innen waren daran sehr interessiert und haben uns bestätigt, dass unsere Konzepte und Programme hervorragend sind.

Schwarzkopf: Highlights der Begutachtung waren die Sitzungen zu Kooperationen und Transfer, da sind unsere Partner vielfach persönlich gekommen und haben uns unterstützt, auch mit Statements, die immer wieder ihr Vertrauen zum HZB betonten. Das war nicht abgesprochen oder gescriptet, das war echt. Als große Chance wurde auch das Umfeld in Adlershof gesehen, in dem sich das HZB befindet: Die Laborinfrastrukturen, die Nähe zu Partnern wie der Max-Planck-Gesellschaft, der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt, der Bundesanstalt für Materialforschung- und -prüfung, den Leibniz-Instituten und der Humboldt-Universität zu Berlin.

Noch ein Blick in die Zukunft. Wie unterscheidet sich die kommende strategische Begutachtung im nächsten Jahr von dieser Begutachtung?

Schwarzkopf: In dieser Begutachtung wurden die wissenschaftlichen Beiträge des HZB zu den Programmen der Helmholtz-Gemeinschaft begutachtet. In der strategischen Begutachtung werden Programme und Topics als Ganzes bewertet. Da tritt das Zentrum in den Hintergrund.

Sontheimer: Gleichzeitig ist der Fokus bei der strategischen Begutachtung in die Zukunft gerichtet, während bei der wissenschaftlichen Evaluation im Mai die Ergebnisse, die in den letzten fünf bis sieben Jahren erzielt wurden, im Vordergrund standen.

Was nehmen Sie mit aus dieser Zeit?

Schwarzkopf: Wir haben viele tolle Leute am Zentrum, in allen Bereichen, auf allen Ebenen und dank dieser Menschen bin ich davon überzeugt, dass das HZB Begutachtung kann. Das lässt mich mit Zuversicht in die nächste Begutachtung gehen.

Sontheimer: Wir haben im Prozess viel gelernt, wie wir über verschiedene Einheiten und Abteilungen zusammenarbeiten. Es hat nur dadurch geklappt, dass alle an einem Strang gezogen haben, mit großem Enthusiasmus. Es waren oftmals sehr lange Tage, aber das Engagement der Mitarbeitenden war einfach der Kern des Ganzen.

Schwarzkopf: Die Vorbereitung war Stress, aber die Begutachtung selbst war Spaß, Showtime.

Das Interview führten Ina Helms und Antonia Rötger.

  

Was ist die Helmholtz-Begutachtung?

Im Rahmen der Programmorientierten Förderung (PoF) erarbeiten die Zentren der Helmholtz-Gemeinschaft gemeinsame Forschungsprogramme. So ist gesichert, dass komplexe Fragestellungen stets von hochqualifizierten Wissenschaftler*innen aus ganz unterschiedlichen Disziplinen angegangen werden. Internationale, unabhängige Gutachter*innen prüfen die Qualität und Innovationskraft der Programme – erst nach ihrem positiven Votum werden sie finanziell gefördert.

Die Grundlage der Programmorientierten Förderung ist ein zweistufiges System: Die erste Stufe ist eine wissenschaftliche Begutachtung der Zentren und der laufenden Programme auf der Ebene der einzelnen Zentren. Die zweite Stufe ist eine strategische Bewertung der künftigen Programme auf der Ebene der Forschungsbereiche. Die von internationalen und unabhängigen Fachleuten erstellten Gutachten bilden die Grundlage für die Empfehlung des Helmholtz-Senats, in welcher Höhe und in welcher Aufteilung Bund und Länder die Forschungsprogramme fördern.

 

ma

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